Fortsetzungs-Hype

Zum Start von „Der Prinz aus Zamunda 2“: Was hat es mit dem Trend zum Nostalgie-Sequel auf sich?


Wer das Original von 1988 liebt, wird zum Streaming-Start von „Der Prinz auf Zamunda 2“ vor der Frage stehen: Anschauen oder bloß nicht die Freude am ersten Teil trüben lassen? Wir ordnen den Trend der Nostalgie-Sequels ein.

Mit „Der Prinz aus Zamunda 2“ kehrt ein Kult-Klassiker zurück – über 30 Jahre nach dem Release des Originals. Auf die Frage, warum es so lange gedauert hat, antwortete Arsenio Hall kürzlich in Stephen Colberts Late-Night-Show: „Es hat 30 Jahre gedauert, weil wir nie vorhatten, es zu machen. Wir haben uns sogar versprochen: ‚Lasst uns nie eine Fortsetzung machen.‘ Wir waren so glücklich damit. Es war perfekt, wir werden nie daran herumpfuschen.“ Und doch bekommen wir nun eine Fortsetzung auf Amazon Prime präsentiert, in der viele Darsteller*innen aus dem ursprünglichen Zamunda-Cast ihre Rollen wieder aufnehmen. Warum?

Noch einmal, mit Nostalgie!

Nun, der wichtigste Grund liegt auf der Hand: Geld. Die Fortsetzung eines Filmstoffes, der zuletzt vor Jahrzehnten einträglich war, hat gute Chancen noch einmal für volle Kassen zu sorgen. Dafür muss aber ein entscheidender Faktor gegeben sein: Nostalgie. So verwies Arsenio Hall im Gespräch mit Colbert auf die anhaltende Popularität des Originals auf Social Media: Es würden noch immer Watch-Partys veranstaltet und geliebten Nebencharakteren gehuldigt. Der Film lässt die Leute anscheinend auch Jahrzehnte später nicht los und die Liebe zum Original scheint so anhaltend, dass sie auch auf jüngere Generationen überschwappt.

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„Der Prinz aus Zamunda“ ist das jüngste Beispiel in einer Reihe solcher Nostalgie-Fortsetzungen, die einen mindestens zehnjährigen Abstand zum Original haben. Dadurch unterscheiden sie sich schon deutlich von üblichen Sequels und Franchise-Teilen, die früh angedacht und meist in kurzem Abstand zum Ursprungsfilm produziert werden. Anders als Remakes oder Reboots, die den Ursprungsplot in frischer Besetzung neu interpretieren, wird die Handlung in solchen Nostalgie-Sequels in deutlich gealterter Originalbesetzung fortgesetzt. So nahmen 2020 Keanu Reeves in „Bill und Ted 3“ und Will Smith in „Bad Boys For Life“ in deutlich fortgeschrittenem Alter Jahrzehnte zurückliegende Paraderollen wieder auf und wurden dafür gefeiert.

Und auch das Marketing solcher Filme rückt häufig die verstrichene Zeit und die Freude über die Wiederkehr der Helden in den Vordergrund: „Long time no Z“ lautete 2016 etwa eine der Taglines für „Zoolander 2“, der 15 Jahre nach dem irren Original erschien. Und „Independence Day: Wiederkehr“ (2016) verband den Zeitabstand von 20 Jahren auf den Filmplakaten mit scherzhaftem Alarmismus: „We had twenty years to prepare… So did they.“

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Wiedersehen macht Freude?

Die zentrale Frage bei solchen Nostalgie-Sequels ist natürlich, ob sie beim Publikum tatsächlich so gut ankommen, wie es sich die Macher*innen dahinter erhoffen. So befürchten Fans der Ursprungsfilme häufig, dass das Original durch undurchdachte und nur aus Profitsucht produzierte Fortsetzungen den Glanz des Originals beschädigen könnten. Zudem sind die Zuschauer*innen von einst über die Jahrzehnte, genauso wie die Darsteller*innen, gereift. In besseren Nostalgie-Sequels wird über diesen Reifeprozess explizit reflektiert, in anderen hingegen wird er gänzlich geleugnet: So setzte „Dumm und Dümmehr“ 2014 die dümmliche Hyper-Albernheit seines Vorgängers von 1994 unbeirrt fort. Doch was bei Jim Carrey und Jeff Daniels Jahrzehnte zuvor womöglich noch als drollig durchging, gestaltete sich nun, wo die beiden Schauspieler stramm auf die 60 zugingen, recht cringey.

Ein anderes Problem taucht auf, wenn der Ursprungsfilm in der Gegenwart vor allem wegen seines Zeitkolorits und seiner Widerspiegelung eines besonderen Zeitgeistes zum Kultfilm einer Generation wird. So bereitete vielen die Rückkehr von Anti-Held Gordon Gekko (Michael Douglas) in „Wall Street: Geld schläft nicht“ von 2010 nicht die erhoffte Freude, da dieser Fortsetzung einfach die Yuppie-Energie des Erstlings fehlte.

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Doch es gibt auch Beispiele für gelungene, nostalgie-getriebene Projekte: 2017 wagte es Regisseur Danny Boyle zum Schrecken aller, mit „Trainspotting T2“ die Geschichte um Renton, Sick Boy und Begbie fortzusetzen. Besonders war daran, dass er die nostalgische Sinnsuche von Renton (Ewan McGregor) in den Fokus rückte und damit bewusst aufzeigte, dass nichts, auch nicht dieser Film, die Vergangenheit auf würdevolle Weise zurückholen kann. Ein weiteres Beispiel für eine gelungene Nostalgie-Fortsetzung ist „Blade Runner 2049“, in dem Regisseur Denis Villeneuve den SciFi-Klassiker von 1982 arg spät aufgriff, aber ihn sowohl inhaltlich wie visuell auf atemberaubende Weise fortentwickelte.

Und die Nostalgie-Walze rollt weiter…

Ungeachtet dessen, was wir vom Nostalgie-Sequel halten, werden uns in Zukunft noch mehr Fortsetzungen solcher Art begegnen. Zum einen, weil das sehnsuchtsvolle Zurückerinnern an vergangene Zeiten etwas zutiefst Menschliches ist und prägende, Jahrzehnte zurückliegende Filmerlebnisse zu dieser Heraufbeschwörung der Vergangenheit dazugehören. Zum anderen wird die Liebe zu Kultfilmen heutzutage auf unzähligen Social-Media-Kanälen, in Memes und TOP-Listen so bereitwillig geteilt, dass sie auch für Filmproduzenten messbar wird und in ihren Entscheidungsprozess fürs Aufgreifen alter Stoffe einfließt.

Und so stehen uns 2021 weitere nostalgiegetränkte Fortsetzungen ins Haus: Tom Cruise fliegt uns bald wieder in „Top Gun: Maverick“ um die Ohren, Anne Hathaway wundert sich in „Plötzlich Prinzessin 3“ schon wieder über ihren adligen Status und Whoopi Goldberg sucht in „Sister Act 3“ erneut Zuflucht im Nonnen-Orden. Ob wir dabei sind und unsere Freude am Original von solchen Fortsetzungen womöglich trüben lassen, oder vielleicht neueren, originelleren Stoffen eine Chance geben, ist uns überlassen. Aber auch letztere werden nicht unbedingt vor künftigen Nostalgie-Sequels gefeit sein.

„Der Prinz auf Zamunda 2“ startete am 5. März 2021 auf Amazon Prime Video.

Amazon Studios
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