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Hotlist 2024: Die spannendsten Newcomer:innen des Jahres


Von The Last Dinner Party über Chappell Roan bis hin zu Fat Dog: Von diesen 13 Artists erwarten noch einiges.

Tokischa: The Demboss B*tch

Nimmt sich hungrig vom Genre-Buffet und alles auseinander: Die Dominikanerin Tokischa mischt innovativ Dembow, Dancehall und Trap. Dazu gibt es Stories aus ihrem aufwühlenden Leben.

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Eine Newcomerin im klassischen Sinne ist sie nicht mehr – oder zumindest nicht überall. Geboren als Tokischa Altagracia Peralta Juárez, hat die 27-Jährige schon mit diversen Pop-Größen gearbeitet. In ihrer Heimat ist sie bereits ein Star. Dafür zählt sie hierzulande noch zu den Geheimtipps. Eigentlich absurd, denn Reggaeton und generell lateinamerikanische Musik trenden global schon länger. Tokischa gibt sich in diesem breiten Spektrum besonders wagemutig. Das dominikanische Subgenre Dembow überführt sie in neue Kontexte (Dembow ist eine Spielart von Reggaeton, aber schneller und von jamaikanischem Dancehall geprägt). 2023 rappte sie etwa über House-Beats. Auch ihre Trap-Adaption ist eigen. Zudem gibt es einen über zwanzig Minuten langen Freestyle von ihr, in dem sie einen rasanten Flow präsentiert. Mit der spanischen Flamenco-Visionärin Rosalía verknüpfte sie hingegen New-Wave-Elemente und reduzierten Dembow.

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Auch Madonna kam auf den Geschmack, es gibt einen Dembow- Remix von „Hung Up“ mit Tokischa. 2022 traten die Musikerinnen zusammen bei den Pride-Festivitäten in New York auf. Für Tokischa war das besonders wichtig. Sie ist bisexuell und macht das in Songs selbstermächtigend zum Thema. Einige Texte über Orgasmen und Drogen sind dabei so explizit wie ihre Musikvideos. Hinzu kommt noch das ausgeflippte Styling und die Visuals von ihrem Plattenlabel Paulus Music. In ihrer konservativen, katholisch geprägten Heimat eckt sie nicht nur deshalb an: Dort wurde sie zu einer Geldstrafe verdonnert, weil sie Fotos vor dem Bild der Jungfrau von Altagracia, der Patronin des Landes, gemacht hatte (in einem Outfit, das die kirchliche Community als unpassend empfand). Gegenwind gab es aber auch von feministischer Seite, als sie ein Feature mit J Balvin aufnahm (das Video zu „Perra“ enthielt rassistische und misogyne Szenen und wurde von Balvin nach einer Entschuldigung offline genommen). Tokischa rappt derweil munter weiter, immer kompromisslos und mit mindestens zwei Mittelfingern. Es gibt ungeschönte Lyrics über die working class in einem Land, in dem die Kluft zwischen Arm und Reich riesig ist. Oder sie erzählt die Geschichte einer Stripperin. Das, was manche an Tokischa als anstößig und provokant empfinden, ist aber oft biografisch begründet: Tokischa war früher Sexarbeiterin, nahm harte Drogen und kennt seit ihrer Kindheit einen rauen Jargon.
Herauskommen tut dabei eine surreale und supersexy Variante von Latin Dancemusic. Wenn Dembow hierzulande bald Wellen schlägt, wird das Tokischas Verdienst sein.

5 Metal-Artists, die die musikalischen Grenzen des Genres sprengen

Woher: Santo Domingo, Dominikanische Republik

Für Fans von: Danceall, Acrylnägeln, Rico Nasty, Rosalía

Anspieltipps: „Delicuente“, „Candy“

Neue Musik: nicht bekannt

Live: bisher sind nur Festivals in Lateinamerika bestätigt

(Philipp Kressmann)