Jahresrückblick

Die 50 besten Platten des Jahres 2018


Wir haben abgestimmt und die (subjektiv) einzig wahre Liste erstellt: Das sind die 50 Favoriten der ME-Redaktion und somit die besten Alben des Jahres 2018. Ha!

Platz 3: DJ Koze – KNOCK KNOCK

DJ Koze

Pampa/Rough Trade (VÖ: 4.5.)

Es gibt nur wenige Künstler, die so etwas hinkriegen (wollen): Eine Platte mit superillustren Gästen aufnehmen und das trotzdem gar nicht wie Angeberei wirken oder gar danach klingen lassen. Stefan Kozalla kann das, weil er sich – seit jeher dem Zirkustreiben seines Stands skeptisch gegenüber – nicht so einfach beeindrucken lässt von Namen wie Kurt Wagner, Róisín Murphy, José González, dem fast schon zum Mythos gewordenen Justin Vernon oder Rapper Speech. Das heißt: Herr Kozalla ist schon beeindruckt, aber nur von den künstlerischen und kunsthandwerklichen Fähigkeiten der Gesangskabinen-Gäste auf seinem dritten DJ-Koze-Album – und nicht von deren Legenden- oder Celebrity-Status. Kochen eh alle nur mit Wasser. Außer Maestro Koze selbst natürlich, der kocht mal mit Lachgas und einem gestrichenen Teelöffel Leuchtwürmchen-Licht, mal mit dem, was unten rausläuft, wenn man irgendein altes Soulsample und eine Winkekatze zusammen in den Entsafter gibt oder mit: Mondwaschwasser.

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Seine große Mission bleibt die unterschwellige Mehrdeutigkeit in Sound und Form, seine Musik lehnt die klare Zuordnung (Club/Wohnzimmer/Automobil/Yogamatte etc.) weitgehend ab, sie morpht oft selbst in den härteren, offensiveren 12’’-Tracks auf seinem Label Pampa ständig vor sich hin, als wäre sie auf der nie enden wollenden Flucht vor dem alles entmystifizierenden Shazam-Scan. Unter diesen Vorzeichen ist KNOCK KNOCK aber doch erstaunlich eindeutig geraten, vor allem eindeutig nostalgisch: DJ Koze hat sich mit den Leuten von Lambchop, Arrested Development und Moloko nämlich nicht nur ein paar Stimmen seiner Jugend eingeladen, sondern spiegelt auf der Platte auch den 90er-Jahre-Sound wider, der damals die Welt zwischen French- und Leftfield-House und Indietronics in einer nächtlichen Rave-Euphorie verschmolz, um am nächsten Morgen in immer noch mehr lustig klackernde und umherbouncende Einzelteile zu zerfallen. Nach einer Stunde und 18 Minuten KNOCK KNOCK fühlt man sich tatsächlich wie von einer kleinen Zeit- und Dimensionsreise zurückgekehrt. Man kann noch für Stunden Speech nicht mehr von Pharrell Williams sowie Sophia Kennedy von Hildegard Knef unterscheiden. 1000 kleine Glöckchen- und Flötenmelodien umschwirren einen wie die Vögelchen eines gerade vor die Faust gelaufenen Daffy Duck. Man stolpert noch alle paar Meter über den holpernden Sample-Beat von „Lord Knows“, obwohl der schon lange nicht mehr läuft. Man hat offensichtlich die beste Droge genommen, die 2018 gerade noch legal zu bekommen war: KNOCK KNOCK. Oliver Götz

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