„Es macht Spaß, etwas zu mögen, was alle fürchterlich finden!“


LUKE JENNER kennt sie alle. Na ja, fast alle. Zwei dafür sogar persönlich. Nachholbedarf? Höchstens bei Labelkollegen. Der Frontmann von The Rapture beweist sich außerdem als Gospel-Experte und Freund kleiner Konzerthallen.

LCD Soundsystem – YOU WANTED A HIT

(Jenner lauscht gespannt dem langen Intro, es will ihm aber erst einfallen, als James Murphys Stimme einsetzt) Ah, LCD Soundsystem. Ich war bei ihrem Abschiedskonzert im Madison Square Garden. Obwohl ich großen Shows eigentlich nichts abgewinnen kann, war ich davon überzeugt, so etwas selbst machen zu wollen, wenn wir irgendwann aufhören. Das sehe ich aber nicht mehr so.

Warum nicht?

Es war ZU groß und unpersönlich. Selbst wenn The Rapture einmal so bekannt werden wie LCD Soundsystem, würde ich uns lieber in kleineren Clubs spielen lassen. Es gab überhaupt keine Verbindung mehr zum Publikum.

Was wäre für dich der perfekte Ort für einen Abschied?

Irgendein kleines Theater, das maximal 800 Personen fast, mit Balkons an der Seite. Besser geht’s nicht.

Dru Hill – HOW DEEP IS YOUR LOVE

Das kenne ich nicht.

Der Song heißt „How Deep Is Your Love“, wie euer Hit aus dem vorigen Jahr, und ist von Dru Hill. Eine R’n’B-Nummer aus den späten 90ern.

(lacht) „How Deep Is Your Love?“ ist ja auch ein schöner Satz.

Hat euch denn der gleichnamige Song der Bee Gees inspiriert, wie gerne behauptet wird?

Nicht wirklich. Ich finde sie natürlich trotzdem toll, genauso wie ABBA, diese ganze kommerzielle Art von Disco, die andere hassen. Es macht Spaß, etwas zu mögen, was alle fürchterlich finden!

Beastie Boys – HEY LADIES!

(nach einer gefühlten Mikrosekunde) „Hey Ladies!“ von den Beastie Boys. Es ging ihnen immer nur darum, interessant zu bleiben, nicht erfolgreich. Große Band. Als Adam Yauch starb, war es anders als bei Michael Jackson oder James Brown. Er hatte ein tolles Leben und keine Skandale. Man kann sich nur an Gutes erinnern.

Der Song ist für seinen großzügigen Einsatz der Kuhglocke bekannt, die man auch in vielen Songs von The Rapture hört.

Als wir anfingen, ging es darum, Leuten vor den Kopf zu stoßen, sie mit Dingen zu konfrontieren, die uncooler nicht sein konnten. Saxofone und Kuhglocken waren damals ganz oben auf der Liste der Instrumente, die man tunlichst zu meiden hatte. Mittlerweile stört sich aber niemand mehr daran.

Kindness – CYAN

Das ist Kindness! Es gab mal Pläne, mit ihm zusammen zu touren, daraus ist aber leider nichts geworden. Er wurde einige Male mit uns verglichen, was ein großes Kompliment ist. Wir freuen uns darüber.

Chromatics – KILL FOR LOVE

Gefällt mir, was ist das?

„Kill For Love“ von den Chromatics. Sehr neu und sehr gut.

Chromatics? Eine von Johnny Jewels Bands, oder?

Richtig. Ihm gehört auch das Label „Italians Do It Better“.

Jewel kennen wir noch aus unserer Zeit in Seattle, vor seiner ersten Band Glass Candy. Damals spielten wir vor ca. vier Leuten, und er war einer davon. DFA wollte ihn damals unter Vertrag nehmen, aber er ist ein ziemlicher Eigenbrötler, der sich nichts sagen lässt. Die Platte werde ich mir sicher anhören!

The Gospelaires Of Dayton – A SAD SONG

Wow!

Das sind The Gospelaires Of Dayton. Du hast mal gesagt, euer aktuelles Album In The Grace Of Your Love wäre stark von Gospel beeinflusst.

Fantastisch. Die Band kenne ich, aber der Song ist mir neu. Gospel ist einfach wunderschön. Wenn ich in einem Plattenladen nach so etwas frage, haben sie meistens nur irgendeine Compilation. In der heutigen Musik findet Gospel überhaupt nicht statt, es ist ein Jammer. Al Green, Sam Cooke und Otis Redding, die ganz großen Soulsänger, wurden alle davon beeinflusst.

(legt eine Denkpause ein)

Können wir uns das bis zum Ende anhören?

Sehr gerne.

Walter Jones – I’LL KEEP ON LOVING YOU

Nie gehört, klingt gut, sehr entspannt.

„I’ll Keep On Loving You“ von Walter Jones. Eine der vielen Schätze auf DFA, eurer alten und neuen Label-Heimat.

Unser zweites Album erschien woanders, deshalb haben wir den Song leider verpasst. Aber jetzt sind wir zurück und sehr glücklich darüber, wieder unter Freunden zu arbeiten, die Musik lieben. Einige Platten, die DFA veröffentlicht, werden sich nie besonders gut verkaufen, aber dessen sind sie sich bewusst. Es geht einfach darum, Musik zu präsentieren, zu der sie stehen. Eben Tracks wie diesen.

Luke Jenner gründete The Rapture 1998 zusammen mit Schlagzeuger Vito Roccoforte. James Murphys Label DFA Records entdeckte die Band und veröffentlichte ihre Debüt-Single „House Of Jealous Lovers“, die mit ihrem Mix aus Disco und Punk ein Riesenhit wurde. Nachdem ihr zweites Album Pieces Of The People We Love auf dem Major Universal erschien, kehrten sie für ihre aktuelle Platte In The Grace Of Your Love wieder zurück zu DFA.