Mötley Crüe


Spieglein, Spieglein an der Wand, wir sind die Schönsten im ganzen Land! Mötley Crüe, Amerikas Hardrock-Horde, die seit Monaten auf einer Woge des Erfolgs durch die US-Charts schwimmen, lieben Posen und Kostüme. Der Fluch der Eitelkeit läßt auch sie nicht los. Sie schmeißen sich bei jeder Gelegenheit in Schale, sprich Ketten, Glitter und Glamour, in Leder und Nieten, färben sich die Haare, geben sich outrageous und sind am Ende doch nur eine Heavy Metal-Band unter vielen, die stark nach Kiss riechen.

Nur: Wer ist das Original, wer die Fälschung? Nikki Sixx, der Bassist, der sonst eher den Coolen, Unnahbaren und manchmal auch Arroganten mimt, fährt aus seiner Haut, sobald man ihn und seine bunten Gesellen als Kiss-Kopien abstempelt. „Für weinen Geschmack waren bei Kiss zuviele Phantasien im Spiel, Drachen, Figuren von anderen Planeten und ähnliches. In uns dagegen steckt der Zorn der Jugend. Das ist auf SHOUT AT THE DEVIL zu hören. Nur so haben sich Band und Publikum auf gleichem Niveau entwickeln können. Kiss aber sind pure Phantasie geblieben, nicht mehr.“

Die Mötleys sind schon ein komisches Volk, pochen auf musikalische Seriosität, wollen nicht länger im Schatten von Gene Simmons und Co. stehen und klammern sich doch an ihr Image aus obszönen Gesten, lautstarken Sprüchen und spektakulären Aktionen. Ein Abend mit ihnen genügt oft schon, um dem Ausstoß einer mittelgroßen Brauerei alle Ehre zu machen. Sie sind trinkfest, gehen kaum einem Rock aus dem Wege und sind auch sonst keine Kostverächter.

Für Nikki besteht kein Widerspruch zwischen musikalischen Ambitionen einerseits – und Styling andererseits. „Auf der Bühne sind wir die Entertainer, die ihr Publikum unterhalten wollen. Wenn aber dann einige Leute meinen: ,Oooh. Mötley Crüe, das sind doch bloß diese wüsten Typen‘, kann ich nur sagen: ,Fuck off, ich will nichts davon hören.‘ Sie sollten sich lieber mehr um unsere Musik kümmern und nicht ständig auf dem Image herumreiten.“

Im Februar 1981 in Los Angeles gegründet, hatten die vier (Vince Neil, das wasserstoffblonde Gift und Sänger der Band, Nikki am Baß, Tommy Lee am Schlagzeug und last not least – Gitarrist Mick Mars) schnell die Klatschspalten der lokalen Presse auf ihrer Seite. Bei jeder Gelegenheit wurden Stories lanciert, die das Skandal-Quartett in den grellsten Farben erscheinen ließ. Vor allem Groupies erwiesen sich als bevorzugte Trophäen auf ihren Raubzügen über die Bühnen Kaliforniens.

Nikki: „Ich bin gern in der Gesellschaft von Frauen. Man hat viel über Orgien berichtet, die wir mit Groupies veranstaltet haben sollen. Ich muß zugeben, das alles entspricht der Wahrheit. Ich liebe nun einmal die Frauen, die vor der Bühne die Lady spielen und nachher zur Hure werden.“