New Jazz: Diese 15 Platten machen richtig Laune
Eine junge Szene hat für die Wiedergeburt des Jazz gesorgt & macht das Genre anschlussfähig für Pop- & HipHop-Crowds.

1. Art Ensemble Of Chicago – WE ARE ON THE EDGE (2019)
Poetry Slam, Operngesang und das Cello der wunderbaren Tomeka Reid versetzen dieses Spiritual-Jazz-Feld in Schwingung. Roscoe Mitchell und Don Moye sind mehr als nur Großväter des New Jazz. Sie stehen mit dieser Platte mittendrin.
2. Jaimie Branch – FLY OR DIE II/BIRD DOGS OF PARADISE (2019)
Das Unbehagen an der Welt da draußen hat die Trompeterin aus Chicago in Drones und splitterigen Blues übersetzt. Oder einen Track so lange bearbeitet, bis der nach „Alien Disco“ klang, sagt sie. Aufruhr muss tanzbar sein.
3. Theon Cross – FYAH (2019)
Das Solodebüt des Tubaspielers, der gefühlt auf jeder zweiten Londoner New-Jazz-Aufnahme mitmischt. Mit diesen acht Ensemble-Tracks demonstriert Cross, dass die Tuba weit mehr kann, als die Basslines im New-Orleans-Jazz aufzublasen, hier können sich auch DJs für den Jazz-Dance bedienen.
4. Angel Bat Dawid – THE ORACLE (2019)
Eine einzige Liebkosung der Black Music, aufgezeichnet mit einer iPhone-App. Die Künstlerin aus Chicago könnte mit diesen Songs ein Broadway-Musical füllen, wühlt aber mit ihrer Klarinette lieber soulful den Untergrund auf.
5. Ezra Collective – YOU CAN’T STEAL MY JOY (2019)
„Best UK Act“ bei den „Jazz FM Awards“. Sturm und pure Spielfreude im Fusion-Outfit, die Ezras überraschen mit Rap- und R’n’B-Beiträgen und einer Erdung für Sun Ras „Space Is The Place“.
6. Ill Considered – ILL CONSIDERED 3 (2018)
Drum’n’Bass trifft Jazz-Fusion, und der Bass kommt manchmal dem metallischen Gehämmere in javanischer Gamelan-Musik nahe. Hochintensive Bandplatte in kompletter Eigenregie, strictly underground.
7. Damon Locks Black Monument Ensemble – WHERE FUTURE UNFOLDS (2019)
Erhebende Live-Aufnahme: Eine Pilgerreise aus den spirituell aufgeladenen Räumen der Civil-Rights-Bewegung in den von Drum Machines bevölkerten Jazz und Soul im Hier und Jetzt, feat. Angel Bat Dawid.
8. Makaya McCraven u.a. – WHERE WE COME FROM (2018)
Das bahnbrechende Mixtape, auf dem Musiker aus London und Chicago einen Bund für das Leben nach der gemeinsamen Improvisation schließen. Makaya McCraven baute Jazz aus den neu organisierten Elementarteilchen dieser Jams.
9. Makaya McCraven u.a. – UNIVERSAL BEINGS (2018)
Die Fortsetzung der kollektiven Jazz-Feier, aufgezeichnet in vier Städten und frisch kontextualisiert. McCraven nimmt Fäden von Post-Bop bis zu freien Meditationen und Afrobeat auf.
10. Nérija – BLUME (2019)
Produzent Kwes (Tirzah, Solange) setzte Nubya & Co. in London in Szene. Hier wird Jazz eher in Gedichtform dargereicht und mit einer Gitarre, die aus dem Postrock kommt.
11. Jeff Parker – SUITE FOR MAX BROWN (2020)
Der Solist und Sideman (Tortoise) diesmal als Bandleader, der Jazzspuren der Vergangenheit auf einen HipHop-Flow bringt. Auch eine Sehnsuchtsmusik – mit Grußbotschaften an Alice und John Coltrane.
12. Matana Roberts – COIN COIN CHAPTER FOUR/MEMPHIS (2019)
Die Saxofonistin und Konzeptkünstlerin aus Chicago verbindet Familienalbum und US-Historie in Legierungen aus Art-Rock, Free Jazz, Country, Blues. Sie nennt das „Panoramic Sound Quilting“.
13. Shabaka And The Ancestors – WE ARE SENT HERE BY HISTORY (2020)
Der Saxofonist mit seiner experimentellen Bigband aus Südafrika – in diesem Klangstrudel tritt der Afrofuturismus wieder zurück in die Gegenwart.
14. Sons Of Kemet – YOUR QUEEN IS A REPTILE (2018)
Jeder hat seine Königin, Shabaka und Band krönen herausragende Frauen der afroamerikanischen Geschichte. Und erobern Klangräume für den Feminismus, sie schicken Grime in die Karibik und Second Line-Beats in den Dub.
15. Diverse – WE OUT HERE (2018)
Shabaka, Nubya, Moses, Maisha, Theon, Ezra Collective und Kokoroko – das Klassentreffen der Londoner Jazz Warriors demonstriert die wachsende Bedeutung einer Szene zwischen Diversität und Kooperation. Hier kann einsteigen, wer den neuen Jazz kennenlernen möchte.