Fashion Killa

Pharrell Williams x Louis Vuitton: Ein symbolischer Gewinn für die Fashion-Industrie


Pharrell Williams steigt bei Louis Vuitton ein – und warum das nur der Anfang ist. Die aktuelle Stil-Kolumne von Jan Kedves.

In diesem Juni wird Pharrell Williams in Paris sein Debüt als Kreativchef der Männerlinie von Louis Vuitton zeigen. Ein Gewinn für die Mode, ein Verlust für den Pop? Komplizierter. Zum einen wird Pharrell, dem für Hits wie „Drop It Like It’s Hot“ auf ewig Dank gebührt, nicht aufhören Musik zu produzieren. Zum anderen wird seine Vision für das Luxushaus selbst dann, wenn die Fachpresse sie eher mau finden sollte, ein symbolischer Gewinn für die Fashion-Industrie sein. Denn der Mutterkonzern LVMH, geführt von Bernard Arnault, dem reichsten Mensch der Welt, hat die Vakanz, die durch Virgil Ablohs tragisch frühen Tod entstanden war, mit einer person of color gefüllt.

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Abloh (1980–2021) war die erste Schwarze Person an der Spitze einer richtig großen Luxusmarke, er wurde als Genie verehrt. Wäre ein weißer Mensch auf ihn gefolgt, hätte man dies als Rückschritt gewertet für die Fashion-Industrie, die people of color so lange von Jobs mit Verantwortung ausschloss. Ok, Martine Rose wäre eine gute Option gewesen, aber: Good luck, Pharrell!

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In den Etagen darunter tut sich auch einiges: Olivier Rousteing, der Designer von Balmain, hat – inspiriert von ihrer Songzeile „It should cost a billion to look this good“ – gemeinsam mit Beyoncé die glamourös glitzernde Kollektion „Renaissance Couture“ entworfen. Und der 27-jährige Maximilian Davis, der 2022 neuer Kreativchef des Luxushauses Ferragamo wurde und Wurzeln in Trinidad und Jamaika hat, konnte mit seinen ersten Kollektionen, getragen von Kelela und Naomi Campbell, die Kritik überzeugen.

„The more you want it, the lower the price“

Komplettiert wird das Panorama aber erst durch Telfar Clemens. Der New Yorker ist kein Arbeitnehmer eines Luxus-Konglomerats, Familienclans (Ferragamo) oder Investmentfonds aus Qatar (Balmain), sondern Chef seines eigenen black-owned business. Darauf ist er stolz, und es gibt ihm die Freiheit, mit seiner Marke Telfar, deren Taschen global weiter der Hype sind, zu machen, was er will. Zuletzt stellte er die Exklusivitäts- und Preislogik der Modeindustrie auf den Kopf, als er seine Kund:innen bestimmen ließ, wie teuer die Hoodies, Jersey-Gewänder und Tanktops seiner Kollektion „Telfar Live“ sein sollen.

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Sie kamen zum Großhandelspreis in den Online-Shop und wurden dann sekündlich teurer – bis sie ausverkauft waren (meist bei Preisen zwischen 100 und 200 Dollar). „The more you want it, the lower the price“, so das geniale Motto. Ein Sale im Rückwärtsgang: So einen Vorschlag müsste Pharrell mal bei Louis Vuitton machen – er wäre seinen Job wohl bald wieder los.

Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 06/2023.