Achtung: Schusswaffengebrauch!

Nein, früher war nicht alles besser. Auch nicht das TV-Programm. Andererseits: Schräger Serien-Pop-Trash wie SIMON TEMPLAR wird heute leider nicht mehr gebaut. Die vom britischen Pulpautoren Leslie Charteris ersonnene Figur, kurz S.T. – The Saint genannt, geisterte von den späten 20er-Jahren an durch Bücher, Zeitungen, Kinofilme und von 1962 an auch als TV-Serie über die Bildschirme. 71 schwarzweiße Folgen lang schlug sich der von Roger Moore gespielte Charmebolzen mit internationalem Verbrechergesindel und megalomanischen Allmachtsfantasten herum, bis er 1966 endlich auch Farbe bekannte. An diesem Punkt setzt die mit acht DVDs üppig bestückte SIMON TEMPLAR COLLECTOR’S BOX 1 [Koch Media]mit sämtlichen 26 Folgen der fünften Staffel ein. Mondän-snobistischer Brit-Trash, mit unter auch fantastisch im Sujet, aber stets mit schwarzem englischen Humor abgeschmeckt. Und nochmal Roger Moore, diesmal im Duett mit Tony Curtis: DIE 2 / THE PERSUADERS [Koch Media] waren in England nur durchschnittlich erfolgreich, doch hierzulande entwickelte sich die 26-teilige Serie Anfang der 70er zum absoluten Quotenhit. Moore mimte noch vor seinem Engagement als James Bond den standesbewussten, keiner Keilerei abgeneigten englischen Dandylord Brett Sinclair, während der beruflich schon etwas abgehalftert wirkende Tony Curtis den vom Tellerwäscher zum US-Öl-Milliardär aufgestiegenen Ferrari-Fahrer Danny Wilde spielte. Beide ergaben im sprichwörtlichen Sinne ein unschlagbares Duo im Kampf gegen das mehr oder minder organisierte Verbrechen, vorzugsweise ausgefochten an illustren Schauplätzen und in schicken Klamotten. Die kalauernde Synchronisation von Rainer Brandt ist Geschmacksache, der englische O-Ton läuft erfreulicherweise optional. Schlichtweg groß ist allerdings die Musik von Bond-Hauskomponist John Barry. Und der knallbunt-abgefahrene Seventies-Charme macht die 26 Folgen auf acht DVDs ohnehin zu einem großen Vergnügen. MIKE KÖHLER