Alicia Keys – Unplugged

Wenn eine verkaufsträchtige Gegenwarts- und Zukunftshoffnung amerikanischer Majorlabels wie Alicia Cook alias Keys ein „Unplugged“-Konzert gibt, dann wird erstmal anständig aufgefahren: Gebläse, Gospelchor, Gaststars (hier Common, Mos Def, der überflüssige Maroon-5-Mann Adam Levine und Damien Marley). Dabei brauchte die New Yorkerin das gar nicht, sie hat ja reichlich eigene Assets: brauchbare bis sehr gute Songs [„Fallin“, „A Womans Worth“, „How Come You Don’t Call Me“), ein fulminantes Gesangsorgan mit genau der richtigen Gospel-Grundierung, profundes Können an den Tasten, fundiertes Wissen überden Soul der 70er Jahre, durchaus ein wenig Ahnung vom Jazz, und so weiter … Aber das alles haben andere Damen in der RnB-Branche auch. Was Alicia Keys darüber hinaus hat, und das wird hier in fast jedem Takt deutlich, und vielleicht sogar ein bißchen mehr als in ihren hochgezüchteten Studioproduktionen, ist Persönlichkeit. Und die macht eben den Unterschied aus. Zum Beispiel in den Balladen „If I Was Your Woman“ und „If I Ain’t Got You“, zum Beispiel in den Interpretationen des Stones-Klassikers „Wild Horses“ und des Cilla-Black-Evergreens „Every Little Bit Hurts“, zum Beispiel in der kleinen, beinahe politischen Preaching-Passage zu Beginn des Medley-artigen „Streets „New York/City Life“. Und diese Persönlichkeit strahlt aus: Selbstbewußtsein, Sinnlichkeit, Temperament. Intelligenz. Da stört es dann auch nicht wirklich, daß das eine oder andere Arrangement für eine solche Quasi-Live-Darbietung ein bißchen zu überladen ist und die Produzenten den Begriff „Unplugged“ bei der Auswahl des verwendeten Instrumentariums eher großzügig ausgelegt haben. Am Ende steht da eine reife, imponierende Performance, die mal wieder in Erinnerung bringt, daß man sich von Frau Cooks Neigung zu etwas alberner Kostümierung und ihrer Dauerpräsenz in den Mainstreammedien nicht irre machen lassen sollte.

www.aliciakeys.net