Anthrax Sound Of White Noise (WEA 755961430 2]

Neue Besen kehren auch bei Anthrax (übrigens der medizinische Fachbegriff für Milzbrand) gut: Zum einen stieg mit John Bush (ex-Armored Saint), einer der stimmgewaltigsten Shouter der gesamten Metal-Szene ein. Außerdem trennte sich die Band von ihrem Stamm-Producer Mark Dodson und arbeitete mit Dave Jerden (Alice In Chains, Jane’s Addiction, Armored Saint) zusammen. Das Ergebnis gibt den New Yorkern recht. Durch den neuen Frontmann klingen die Songs roh und mächtig zugleich, Produzent Jerden gab der Band einen unmittelbaren, glasharten Klang — immer wenn die Gitarren einsetzen, ist es so, als würden plötzlich Fleischermesser aus heiterem Himmel regnen. Überhaupt haben alle fünf Bandmitglieder ihr Füll Metal Jacket angezogen, die Rhythm Section aus Charlie Benante (drum) und Frank Bello (bass) rattert so gnadenlos wie virtuos, und permanent fliegen einem hammerharte Gitarren-Riffs aus den Saiten von Scott lan und Dan Spitz um die Ohren. Die Songs erreichen nur noch selten die hohen Umdrehungszahlen der alten Thrash-Tage, dafür haben sie einen höheren Härtegrad und kernig angerauhte Melodien. Als genrefremder Gast steuerte übrigens Terminator X, DJ bei Public Enemy, die Scratches des gewaltigen, Armored-Saint-ähnlichen »1000 Points Of Hate“ bei. Das größte Plus dieses rundum gelungenen Albums ist sein scharfkantiger, aber immer auch noch im Wohnzimmer genießbarer, Stahlbad-Sound, mit dem die Band aus dem Big Apple sich mal wieder als Trendsetter bewiesen haben dürfte.