Bube, Dame, König, Gras

Großbritanniens Vorliebe für schwere Jungs ist bekannt, spätestens seitdem Ouentin Tarantinos RESERVOIR DOGS dort einschlug wie eine Bombe und sich zum nationalen Phänomen auswuchs. Guy Ritchies wildes Regiedebüt BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS setzt dem manieartigen Unterwelt-Kult jetzt die bisherige Krone auf: Mit urkomischen Dialogen, unglaublich vertrackt ineinander verschachtelten Anekdoten aus dem Ganoven-Milieu des Londoner East Ends und griffiger Video-Optik ist die Geschichte von vier Kleingaunern, die bei einem Kartenspiel eine halbe Million Pfund verlieren und die Schulden binnen einer Woche begleichen müssen, nicht nur die Insel-Antwort auf die Tarantino-Coolness, sondern auch ein britpoppiges Update von RIFIFI AM KARFREITAG. So kompliziert gestaltet sich der Versuch der sympathischen Bengels, einer anderen Gang frischgeraubtes Geld abzunehmen, so ausweglos ist ihre Situation, als sich noch eine weitere Gaunerbande, ein Trupp Marihuanapflanzer, zwei trottelige Ganoven, ein Hehler, ein Schuldeneintreiber und ein Gangsterboß in die Vorgänge einschalten, daß selbst Regisseur Ritchie dieses undurchsichtige Handlungsknäuel nur zu entknoten versteht, indem er fast alle Beteiligten in einem Blutbad über den Jordan schickt und nur die Sympathieträger am Leben läßt. So manche Szene erstarrt ein wenig selbstgefällig zur Pose und auch sonst ist der Film stilistisch ähnlich unentschlossen wie der Soundtrack, der von James Brown bis Robbie Williams nicht viel ausläßt Aber vielleicht kann man sich gerade deshalb dem Charme dieses unverschämt frechen und berechnenden Stücks Designerkino nicht entziehen.