Caribou – Andorra

Was ist das bloß für ein Wall Of Märchensound? Doublespeed-Krautrock auf Beach-Boys-Mousse-Melodien, die ganz weit hinaus wollen, auf langen Bahnen um sich selbst zu kreisen scheinen, umzingeltvon Flöte, Glockenspiel und Keyboards. Loops, Loops, Loops, zu frei schwebenden Pophymnen verschweißt, für die man auf der Stelle alles stehen und liegen lassen möchte. Der Schöpfer dieses Klangspektakels ist ein kanadischer Laptop-Popper mit Wohnsitz London, er ist vor allem aber ein Privatsinfoniker von Gottes Gnaden. Dan Snaith hat sich diesen sperrangelweitoffenen Bedroompopsound über all die Jahre hart erarbeitet. Am Anfang machte er noch Platten unter dem Logo Manitoba, bis ein spießiger Ex-Punk ihm das gerichtlich verbieten ließ, seit 2004 ist Snaith als Caribou am Start. Für das neue Album hat er im Laufe eines Jahres 670 Tracks erstellt, nicht alle befinden sich im Zustand der Vollendung, aber zehn bis zwölf Stunden Heimarbeit waren das täglich. Man hört diesen Tracks den Aufwand nicht an, weil sie uns umarmen, umfließen, becircen. „Melody Day“ möchte dir das Hirn weich klopfen mit der psychedelischsten Pop-Melodie, die nicht in den Sixties geboren wurde. „Desiree“ hat Dan Snaith aus der Winter-Watte-Welt der Left Bänke geraubt, „Niobe“ verweist auf die elektronische Sozialisation des Superfricklers Snaith und endet in einer Trance-Schleife. Verglichen mit dem schon überfallartig großen Vorgänger The Milk Of Human Kindness (2005) zieht hier so etwas wie das „weibliche Element“ in die Songs ein – fünf der neun Beiträge tragen Mädchennamen, Snaith hat sich in die Epoche der Romantik katapultiert, um schönzusingen. Vielleicht ist Andorra aber auch „nur“ die Platte, die den Summer Of Love aus der Distanz von 40 Jahren mit ekstatischen Pop-Bricollagen feiert-statt mit Blumen im Haar. Ein Wunder mit leichter Verspätung.

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