Album der Woche

Caribou

Suddenly

City Slang/Rough Trade (VÖ: 28.2.)

Der seltsame House-Pop auf dem siebten Album von Dan Snaith als Caribou bleibt trotz vieler Brüche wiedererkennbar.

Ein Erklärungsversuch für die zunehmende Beliebtheit von Caribou seit zehn Jahren: Man hört dieser Musik die intellektuellen Mühen, die sie gekostet hat, überhaupt nicht an, weil sie im Ergebnis körperlich anmutet und weil sie zwischen Euphorie und Melancholie die gesamte Gefühlspalette offenbart. Die meisten können nur eines zur selben Zeit sein, intellektuell oder körperlich, euphorisch oder melancholisch.

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Auf dem siebten Album von Dan Snaith als Caribou (seit einiger Zeit werden die beiden frühen, als Manitoba veröffentlichten Alben zum Kanon gezählt) machen wir zwei Konzepte aus. Das eine ist ein inhaltliches, es geht ums Familienleben, Frau und Kinder, Väter, Mütter, Schwestern und ihre Beziehungen untereinander.

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Dieses hochgradig persönliche und hochgradig unglamouröse Thema – der Pop steigt ja normalerweise thematisch aus, bevor die Hochzeitsglocken läuten und die Kinder kommen – konterkariert Snaith mit dem musikalischen Konzept. Die Songs bleiben stehen, brechen ab, ändern mehrfach ihre Richtung, werden zu etwas komplett anderem. „Sister“ geht los mit leiernden Synthesizern und wunderbarem Gesang, ein typischer Caribou-Song, bis er überraschend auströpfelt mit elektronischen Störgeräuschen.

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„You And I“ beginnt mit einer Synthesizer-Melodie wie aus einem 80er-Jahre-Italo-Disco-Song, dann Gejaule und hochgepitchte Stimmen und zum Schluss ein Gitarrensolo. Das sind mindestens drei Tracks in einem. In „Sunny’s Time“ geht das hoch- und runtergepitchte Piano über in ein HipHop-Vocalsample. Das ist Musik, die überraschen möchte, die sich einen Sinn für feinste Abstufungen bewahrt hat in einer Zeit der Einsen und Nullen. Nicht nur bei den offensichtlichen Vocal-Samples:  Snaiths Einflüsse aus Funk, Soul, Afrobeat und Fusion Jazz sind aus jeder Note, aus jedem Synthesizer-Ton herauszuhören.

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Trotz der vielen Brüche auf SUDDENLY bleiben die Songs als Caribou erkennbar, als elektronische Musik, die gerne mit den Adjektiven „warm“ und „organisch“ beschrieben wird – Caribou als überwiegend elektronischer Act, der auch den Segen der schrumpfenden Gitarrenfraktion hat. Darüber hinaus markiert SUDDENLY den vorläufigen Endpunkt einer schönen Entwicklungslinie, die mit den Hitalben SWIM (2010) und OUR LOVE (2014) begonnen hat.

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