CD-Platten

Vielleicht der faszinierendste Aspekt bei CompactDisc ist für Techno-Freaks der, daß man den Produzenten und Tonmeistern in ihre Giftmischerküchen blicken kann. Da stellt sich dann heraus, wie gut wirklich im Studio gearbeitet wurde. Denn übertragen wird auf die CD originale Master-Tape-Qualität. Insofern ist die Eurythmics-CD von SWEET DREAMS (ARE MADE OF THIS) (RCA RCD 25447) schon erstaunlich. Nachdem man vorher die Tourists-LP und das Eurythmic-Debüt in Conny Planks Studio aufgenommen hatte, wurde diese Produktion, wie mir Dave Stewart sagte, im eigenen Mini-Studio auf einer eher semiprofessionellen TEAC-8-Spur-Maschine mit dem simpelsten Rauschunterdrückungs-System gefahren. Trotzdem sind Klangqualität und Rauschabstand um etliches besser als so manche Produktion aus Studios mit berühmten Namen!

Das Gegenbeispiel dazu sind die sieben Compact-Discs, die Tamla Motown jetzt veröffentlichte. Im Startpaket: ausschließlich „Greatest Hits“ – Kopplungen von den Jackson Five und Commodores, Lionel Richie und Marvin Gaye, Diana Ross einmal solo und mit den Supremes sowie 18 Bestseller von Smokey Robinson mit den Miracles.

Auf den Hüllen findet sich der Vermerk, alle CDs seien ausnahmslos von den originalen Mutterbändern überspielt worden. Nur hört man dann auf den frühen Miracles-Klassikem doch herzhaftes Bandrauschen und deftige Verzerrungen. Außerdem gehörte zum Motown-Sound wohl obligatorisch der gewisse Ping-Pong-Stereo-Effekt, und Motown-Boß Berry Gordy scheint nicht nur bei der Bezahlung seiner Künstler, sondern auch bei der technischen Ausrüstung der Studios gegeizt zu haben. Bis in die siebziger Jahre dürfte da noch vieles auf simplen 4-Spur-Maschinen aufgenommen worden sein. Trotzdem kann man die Jackson Five-, Marvin Gaye- und vor allem die Miracles-CDs nur empfehlen. Denn „The Tracks of My Tears“ und „I Second That Emotion“, „I Heard It Through The Grapevine“ oder ,.l Want You Back“ sind unsterbliche Pop-Klassiker. Sehr löblich außerdem: Mit knapp 60 Minuten Spielzeit nutzten die Motown-Kompilationen das CD-Potential sehr gut aus.

Apropos Jackson Five: Der von. Quincy Jones produzierte THRIL-LER von Bruder Michael ist schon ein Muß für CD-Fans (Epic CDEPC 85930) wie LOVE OVER GOLD oder die – leider schwer erhältliche – Stones-CD mit TATTOO YOU.

Wer wissen möchte, wie gut die Baß-Wiedergabe der eigenen Lautsprecher tatsächlich ist, der hat mit dieser CD das ideale Programm-Material.

Nach zehn Jahren ist auch Supertramps CRIME OF THE CENTURY (A & M CDAMLX 63647) immer noch ein klanglicher Leckerbissen. Für sogenannte „audiophile“ LP-Überspielungen dieser Platte durfte man bislang zwischen 60 und 200 Mark berappen. Die CD bietet für 40 Mark – knister- und knackfrei – dieselbe hervorragende Klangqualität. Die Rauschfreiheit ist hiermerkwürdig genug – sogar noch spektakulärer als bei der 1979 aufgenommenen BREAKFAST IN AMERICA (A & M CDAMLX 63708), die ebenfalls kürzlich auf CD herauskam.

Fast schon eine Schande ist, daß von Jimi Hendrix bislang keine einzige Aufnahme auf CompactDisc zu kaufen ist. Gitarren-Fans müssen sich an neuere Produktionen wie Pat Methenys „80/81“ (ECM 815579-2) oder den Big Country-Erstling THE CROSSiNG (Mercury 812870-2) halten. Auf der Metheny-CD fehlen gegenüber der Doppel-LP allerdings die Titel „Open“ und „Pretty Scattered“. Mehr als knapp 59 Minuten Spielzeit wollte man aus den bekannten Platzgründen nicht unterbringen.

Empfehlenswert schließlich noch: I ROBOT vom Alan Parsons Project (Mobile Fidelity Sound Lab MFCD 804) und Bob Dylans INFI-DELS (CBS CDCBD 25539), die auf CompactDisc eben doch um einiges besser als auf schwarzer Scheibe ertönen. Fast schon Liebhaber- und Sammlerstücke auf CD sind Joni Mitchells WILD THINGS RUN FAST und das „weiße Album“ der Beatles.

Für solche raren (und nicht billigen) Japan-Importe sorgen u. a. Läden wie L & P in Berlin 51, Scharnweberstr. 25 oder auch L&S Schaulandt, Nedderfeld 98 in Hamburg 54. Nur muß man sich auch da beeilen, denn CD-Raritäten sind da oft bald wieder restlos vergriffen.