Dakar & Grinser – Triumph Of Flesh

Wenn das nicht schonjemand irgendwann in den 80er Jahren unter dem Markenzeichen „Electronic Body Music“ getan hätte, man könnte glatt behaupten, Dakar & Grinser haben mit ihrem Debütalbum Are You Really Satisfied Now? (1999) den Elektroclash erfunden. Zumindest geschahen sie im Clubkontext so aufregend wie erster Sex, als sie Iggys „I Wanna Be Your Dog“ coverten. Hier rockte Elektro so frag- und kompromißlos, daß sogar die Majorplattenfirma EMI aus dem Schlaf der Satten und Selbstzufriedenen gerissen wurde und das Album vom Indie Disko B übernahm. Doch Dakar & Grinser gingen nicht ernten, sondern bald getrennte Wege. Sänger Dakar veröffentliche unter seinem richtigen Namen Christian Kreuz deutschsprachige Variationen des bereits Gezeigten; Grinser erlaubte sich mit Florian Horwath als Projekt Grom Wiener Downbeat-Gelassenheit. Elektroclash passierte irgendwann und -wo in der Zwischenzeit und war schnell wieder vorbei. Nach dem großen Kater sind Dakar & Grinser plötzlich wieder zurück. Doch keine Rede von bad timing: Triumph Of Flesh weint dem Glarndiscopunk-Spektakel keine Tränen nach – auch wenn die Musik von Dakar & Grinser, 50 steht es schon im Albumtitel geschrieben, eine sehr physische Erfahrung bleibt. Doch Rock wohnt auch, wo Iggy, Marshall, Heils Angels keine Briefkastenfirma unterhalten – in diesem Fall: in der elektronischen Housemusik. Die bringen die beiden Münchner finster pulsierend auf den Punkt. Gerne in Tracks, aber lieberweiterhin in Songs, in denen der Sound immer stimmt, aber die Stilsicherheit manchmal erschüttert wird: von einer reichlich brustbehaarten Maschinen-Rock-Ballade wie „Better Times“ und dem seichten Dunkel-Wave-Floorfiller „Sick At Heart“. Am Ende von Triumph Of Flesh wird dann aber doch noch der Rock gecovert: lan Durys „You’re My Inspiration“. Aber es rockt auch nicht so richtig. VÖ: 31.10.

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