Das fünfte Element :: Zum Sattsehen

DAS FÜNFTE ELEMENT sei nicht ein Science-Fiction-Film, frohlockte das britische Trendmagazin The Face, es sei alle Science-Fiction-Filme. Richtig: Keine Szene, in der sich Regisseur Luc Besson nicht quer durch die Filmhistorie zitieren würde. Die üblichen Verdächtigen „Blade Runner“, „Brazil“, „Total Recall“, „Judge Dredd“ oder auch „Krieg der Sterne“ finden in diesem Füllhorn der visuellen Gedankenblitze ebenso ihren Niederschlag wie Fritz Längs „Metropolis“, der Kultzeichentrickfilm „Heavy Metal“, in Szenen „Abyss“, „Demolition Man“, „Diva“,“Der Pate“, „Scarface“ und natürlich Bessons eigene Filme „Im Rausch der Tiefe“, „Nikita“, „Leon – Der Profi“ und ganz besonders sein stummer Erstling „Le dernier combat“ („Die letzte Schlacht“). Auch die von dem kauzigen Franzosen mit Hilfe der Comic-Künstler Moebius und Meziere und Modedesigner Gaultier für 80 Millionen Dollar aus dem Boden gestampfte Welt von DAS FÜNFTE ELEMENT dient als Kulisse für einen letzten Kampf zwischen Gut und Böse, in dem nicht Worte, sondern Taten zählen. Kein Wunder also, daß Besson seine Heldin Leeloo (Milla Jovovich), eine Art intergalaktische Riot-Grrrl-Antwort auf „Nikita“ und Pippi Langstrumpf in einer Film des monats Phantasiesprache reden läßt, die der von R2D2 näher steht als unserer. In ihrer Hand liegt es, die Kräfte der vier irdischen Elemente zu bündeln und so das Böse (ein kurz vor unserer Galaxie geparkter Feuerball schwarzer Antimaterie – vereinfacht gesagt) und seinen weltlichen Verbündeten Zorg (Gary Oldman als Dandy-Hitler mit verrutschter Physiognomie) auszuschalten. Bis ihr das gelingt, muß Leeloo von Bruce Willis als New Yorker Taxifahrer mit widerstrebenden Actionhero-Ambitionen durch den mehrstöckigen Verkehr von New York, einen Vergnügungskreuzer am anderen Ende des Universums und die ägyptische Wüste geleitet werden. Natürlich gibt die Handlung nicht allzu viel her, aber wenigstens ist sie in diesem Film, in dem man wie in einer Art Zapping-Overkill alle TV-Programme gleichzeitig zu sehen glaubt, verspielter, verschmitzter und origineller erzählt und inszeniert als in Hollywoods geriatrischen Megabudget-Kolossen. An DAS FÜNFTE ELEMENT kann man sich kaum sattsehen – und so will man es Besson gerne verzeihen, daß er bei dem Streifzug durch seinen höchsteigenen und bis in die letzte Ritze durchdachten Spielzeugladen hin und wieder die Story vergißt. Es ist doch ungleich aufregender zu sehen, wie eine neue Welt vor den eigenen Augen entsteht, als endlos aufgewärmte Actionsuppe auszulöffeln.