Dire Straits :: Brothers In Arms – 20th Anniversary Edition

Wer 1985 nicht zu jung, tot, oder anderweitig verhindert war, hatte keine Möglichkeit, Brothers In Arms zu entkommen. Eine gute Gelegenheit, mit dem sechsten Album der Dire Straits konfrontiert zu werden, ergab sich häufig in HiFi-Geschäften. Immer dann, wenn der umtriebige (man kann auch sagen: schmierige) Verkäufer, vorzugsweise mit Schnauzbart ausgestattet und mit einem vorzugsweise billigen, vorzugsweise knallbunten Jackett (inkl. Lederkrawatte) bekleidet, einem Kunden, der doch einfach nur eine neue Stereoanlage kaufen wollte, den unglaublichen „Sound“ des teuersten technischen Wunderwerks in seinem Laden beweisen wollte, mußte Brothers In Arms herhalten, als Referenz-CD. Dieser unglaubliche „Sound“, so steril, so künstlich, so digital, so achtziger Jahre ist auf der 20TH Anniversary Edition in noch unglaublicherer Qualität auf SACD (Dolby 5.1) zu genießen. Daß neben dem „Sound“ auf Brothers In Arms auch noch Musik drauf war, das war dem umtriebigen HiFi-Händler freilich damals genauso wurscht wie den circa zwei Milliarden Endverbrauchern, die Brothers In Arms seither erworben und zu einem der meistverkauften Alben aller Zeiten gemacht haben. 1985 ging Mark Knopfler und Kollegen langsam die Luft raus. Nach drei hervorragenden Alben (Dire Straits, Communiqué, Making Movies), einem mittelmäßigen (Love Over Gold) und einem unnötigem Live-Album (Alchemy) waren den Songs der Dire Straits die Ideen ausgegangen und nur noch Knopflers ökonomisches Gitarrenspiel und seine durch hunderte von Zigaretten geformte Stimme übriggeblieben. Was das Startsignal für Millionen war, die Band jetzt endlich für sich zu entdecken, Brothers In Arms wurde zum Lieblingsalbum aller, die sich nicht für Musik interessieren. Natürlich muß man Knopfler auf ewig dankbar sein für das MTV-kritische „Money For Nothing“, in dem er den Arbeitsalltag eines Rockstars in einer Zeile auf den Punkt brachte: „Money for nothing and the chicks for free“. Und natürlich gibt es auf Brothers In Arms ein paar Lieder, die man ohne rot zu werden auch heute noch in seinem iPod mit sich herumtragen kann: „Ride Across The River“, „This Man’s Too Strong“ und vor allem der Titeltrack sind großartige Songs, die aber noch eine Spur großartiger wären, würden sie von dem ekligen digitalen Effekt-Schmant befreit werden. Und, damit das auch einmal gesagt wird: „Walk Of Life“ ist auch 20 Jahre später noch eine große, unsinnige Frechheit.

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