Diverse :: Acadian All Star Special – The Pioneering Cajun Recordings Of J.D. Miller

Bear Family Records

Umfangreiche Würdigung des Impresarios der Post-War-Cajun-Music aus Louisiana

Den Begriff „Indie“ gab es kurz nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht, heute würde man J.D. Miller als Indie-Produzenten der Post-War-Jahre bezeichnen. Der Amerikaner gehörte mit den Aufnahmen, die er von Cajun-Künstlern zwischen 1946 und 1959 machte, zu den größten Förderern der französischsprachigen Musik, die im ländlich-katholischen Louisiana Popularität erlangte: der Folk-Shuffle mit Knopf-Akkordeon, Fiedel und Steel Gitarre und Banjo. Die Drei-CD-Prachtbox, die das rührige Bear-Family-Label Miller jetzt widmet, wird mit einem 80-seitigen Hardcover-Booklet in LP-Größe ausgeliefert, in dem das Werk des Produzenten und die vertretenen Bands in Text und historischen Fotos vorgestellt werden. Die Box funktioniert wie ein Vergrößerungsglas. Zeit und Ort dieser Aufnahmen haben die Bear-Family-Macher vorbildlich ausgeleuchet; die 78 Tracks, die unter der Ägide Millers (hauptsächlich) in dessen Home-Studio in Crowley, Louisiana, entstanden, lassen die stilistischen Eigenheiten dieser stolzen Lokalmusik ganz nah vors Ohr des Hörers rücken. Viele Künstler wurden nie über die Clubs hinaus bekannt, in denen sie spielten. Die meisten dieser raren Aufnahmen auf Millers Feature- und Fais-Do-Do-Labels feiern auf Acadian All Star Special ihre erste Wiederveröffentlichtung, die Master-Tapes waren längst zerstört. Millers Händchen für ausgezeichnete Musik offenbarte sich in Songs, die Vorlagen für Klassiker wurden, wie Papa Cairos „Big Texas“ (1952), das später in der Adaption von Hank Williams zu jenem Cajun-Stück aufstieg, das jeder kennt: „Jambalaya“. Als der Rock’n’Roll die Radios erobert hatte, begann das Interesse an Cajun und Country zu verschwinden. Auch Miller fand auf den neuen Märkten für Rock’n’Roll und Southern Blues sein Glück. Ein paar Jahre später kehrte er noch einmal zum Cajun zurück, doch das ist eine andere Geschichte. Millers kulturelle Leistung als Impresario dieser Volksmusiken geriet später in die Diskussion, weil er sich für die Rassentrennung aussprach. In den Bands in seinem Studio spielten aber immer noch schwarze und weiße Musiker zusammen.