Album der Woche

DJ Hell

House Music Box (Past, Present, No Future)

The Hell Experience/Alive (VÖ: 27.11.)

Mit Vintage-House lockt uns der Produzent ins dunkle Kellergeschoss des Disco-Revivals.

Wer zurzeit in die mentale Diskothek geht, startet am besten in Kylie Minogues Studio-54-DISCO, mit dem gleichnamigem Album
und mit viel Discokugellicht. Ein Stockwerk tiefer im Keller, bei Róisín Murphy, dampft dann schon etwas undergroundiger die RÓISÍN MACHINE mit dirty-groovy Art- House. Die ganz Verwegenen lassen sich noch ein Kellergeschoss tiefer fallen, dichter an den Höllenkern, wo der Berliner Technoteufel DJ Hell auf dem Anti-Altar der Zeitspanne huldigt, als Techno der neue Punk war und Clubs noch nicht als Hochkulturorte anerkannt werden wollten.

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Nebenbei fackelt DJ Hell zünftig die Zukunft ab. Auf seinem sechsten Album HOUSE MUSIC BOX (PAST, PRESENT, NO FUTURE) zündelt er, während die Sechzehntelnoten durch die Takte phasern, mit einem reizüberflutenden Referenzfeuerwerk: Energie wird freigesetzt durch Kernschmelze à la Kraftwerk. Auf deren Autobahn brettert Hell mit Bassbenzin, Synthie-Warnblink-Anlage und den richtigen Daten aus dem „G.P.S.“ (so der zweite Track) ins „Berlin Night Life“, wie das Navi verkündet. Stimmt, da war ja was!

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DJ Hell im Interview: „Ich hab immer versucht, mich neu zu erfinden“

Hell borgt sich dabei auch viel von der anderen Seite des Atlantiks, aus der Frühphase von House und huldigt mittels androidhumanoider Vocals seinen Heroen, etwa diesem früh verstorbenen, schwarzen, schwulen DJ: „Ron Hardy is the true creator of house music“, heißt es, als wäre das ein Satz zum Auswendiglernen fürs Musik-Abi. Sollte es eigentlich auch sein! „The Revolution Will Not Be Televised“ setzt dann Gil Scott-Heron ein beatbangendes Monument – und erinnert an die frühen Wurzeln der House Music im Soul.

Als Anzüge noch provozierten: DJ Hell über Techno und Mode

Ob in der Zukunft die Revolution nicht vielleicht doch wieder auf den Screens läuft, den „smarten“, nach der Zeit des linearen
TV? Ach nee, die Zukunft gibt’s ja gar nicht. Dann auf, noch ein Stockwerk tiefer mit dem 58 Jahre weisen Zeremonienmeister, durch die technoiden Schichten der Vintage-Vergangenheit, zum Höllenkern! Heaven can wait.

„HOUSE MUSIC BOX (PAST, PRESENT, NO FUTURE)“ im Stream hören:

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