Donna Summer

Objektiv betrachtet, besteht keinerlei Notwendigkeit für ein neues Donna-Summer-Album: Weder gab es einen Stapel unveröffentlichter Songs, der schnell aufgenommen werden mußte, noch drückte Donna irgendein Schuh, sich mitzuteilen oder ihre finanzielle Lage aufzubessern.

Ihr neues Album hört sich infolgedessen an wie eine Routineübung des Produzenten Quincy Jones, bei dem zufällig Donna Summer alle Lead-Stimmen singt.

Viele Köche verderben bekanntlich den Brei: Bis zu 48 Leute waren hier an der Aufnahme eines einzigen Stückes beteiligt! Insgesamt haben an dem Album gewiß über hundert Musiker mitgewirkt, das exakte Auszählen war mir allerdings zu mühselig. Aber so funktioniert die Arbeitsteilung bei Quincy Jones seit jeher: Drei Mann programmieren die Synthesizer, die dann von einem vierten gespielt werden. Drei schreiben das Rhythmus-Arrangement, drei weitere die Sätze für die fünf Bläser und bevor überhaupt aufgenommen wird, haben bereits drei Arrangeure Honorar für ihre Arbeit an den Gesangsparts bezogen…

Natürlich darf der verkaufsfördernde AH-Star-Chor nicht fehlen. Diesmal dabei: Christopher Cross, Michael Jackson, Kenny Loggins, Michael McDonald, Dionne Warwick und Stevie Wonder. Des weiteren wirkten mit: Steve Lukather, Jeff und Steve Porcaro, Michael Boddicker, Roy Bittan und – Bruce Springsteen. Der „Boss“ blamiert sich jedoch ziemlich: Sein altmodisch-stumpfes Liebeslied „Protection“ geht völlig unter im (ansonsten überaus pikanten) Synthie-Geblubber, und seine Dampfhammer-Gitarre ist gnädig in den Hintergrund gemischt.

Außer dem pointierten Aufmacher und Hit „Love Is In Control (Finger On The Trigger)“ bevorzuge ich die langsamen Stücke „The Woman In Me“ und „Lush Life“, weil da noch am meisten von der nach wie vor großartigen Sängerin Donna Summer rüberkommt.

Ihre Versuche als Texterin sind jedoch peinlich bis brechreizerregend: „She came info town/andshe acted the clown/had a lang, long way to go./Waitin‘ on tables and pumpin‘ gasoline/She served an agent, now she’s a movie queen!/ You see it’s ok, got to lind your own way/Keep on tryin’allday/and you know the time will come for each and everyone.“ Der Song heißt „Livin In America“. Da kann man nur noch mit Marshall Tucker ergänzen: „And if the Russians don’t believe it, they can all go straight to hell.