Ennio Morricone – Psichedelico Jazzistico
Man kann ein 35 Jahre altes Stück von Ennio Morricone wie „Sauna“ getrost auf seinem persönlichen High-Llamas-Mix-Tape verstecken, und keiner würde es merken. Man kann auch „Plume di Cristallo“ als den Lange verschollenen Goldfrapp-Track ausgeben. Ist das dann ein Zeichen für die visionäre Kraft des Komponisten Ennio Morricone oder für die fehlende Originalität der Bands, die sich später von seiner Musik beeinflussen ließen? Weil diese Frage an dieser Stelle nicht erschöpfend beantwortet werden kann, wenden wir uns der Compilation psichedelico jazzistico zu, auf der die beiden genannten Stücke neben 13 anderen vom Ende der sechziger Jahre, Anfang der siebziger Jahre zu finden sind. So doof der Titel der Compilation auch ist, er bringt den Inhalt auf den Punkt. Das ist eine Musik die irgendwo im weiten Feld zwischen Psychedelia. Musique concrete und Freejazz zu Hause ist. zwischen Wohlklang und Atonalität. Das ist jazzy Beatmusik, wie es sie nur in Filmen aus den siebziger Jahren, nicht in der Wirklichkeit, zu hören gab; fast surrealistische Orchestermusik: himmlische Vokalarrangements und höllische Tempowechsel. Ennio Morricone müsste sehr stolz sein auf psichedelico jazzistico, weil diese Compilation ihn so zeigt, wie er sich selber gerne sieht, als Autor ernst zu nehmender Musik, jenseits von Easy Listening und nicht als Komponist von Westernfilm-Soundtracks. Musik, bei der man nicht unbedingt an Clint Eastwood und Charles Bronson denken muss.
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