Erasure – Wild!
Das klingt fast nach Programm: 1988 noch THE INNOCENTS, betiteln Ex-Yazoo Vince Clarke und Sangesfreund Andy Bell ihr neues Album aufmüpfig WILD! Ein irreführender Einfall: Denn zu bösen Buben sind Clarke und Bell natürlich auch 1989 nicht geworden. Computer flippen auch beim modernsten »Human Touch‘-Programm nicht aus. Im Gegenteil: Das Elektronik-Duo überrascht hier gerade mit den leisen Tönen. Zwischen hifverdächtigen Techno-Tanz-Standards nach allbewährtem Muster wie die Single-Auskoppelung ,Drama!‘ und schwülstigen Bombost-Arien in Modern-Talking-Manier (,Blue Savanna‘) versteckt sich bisweilen die echte Seele.
Und wenn Andy Bell in der leicht angepoppten Ballade „How Many Times“ seiner Stimme ein tiefes, samtiges Timbre verleiht, klingt er das erste Mal nicht wie Alison Moyet.
Schade nur, daß solche Perlen — genauso wie die einzige annehmbare Tanznummer ,2000 Miles‘ — immer noch im Einheitsbrei hyperdramatischer Computerchoräle rumdümpeln muß. Ein bißchen mehr fester musikalischer Boden unter der Software würde da nicht schaden.
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