Fable

Im Gewand eines klassischen Fantasy- Abenteuer-Spiels (kleiner Junge wird durch Banditenüberfall Waise, er wächst heran zum großen Helden und zieht aus, um die Mörder seiner Familie zu finden und dabei das Geheimnis seiner Herkunft zu lösen) ist „Fable“ ein Füllhorn an Möglichkeiten, die dem Spieler offen stehen. Zugegeben: Im Vergleich zu klassischen Konsolen-Rollenspielen ist die Welt von „Fable“ recht klein, die eigentliche Handlung äußerst kurz. Doch machen den Reiz des Spiels ohnehin eher die zahlreichen Möglichkeiten am Rande aus. Man kann handeln, Häuser kaufen und vermieten, Männer und Frauen bezirzen sowie heiraten, und (huch!) sogar Sex haben. Man kann sich auch betrinken und sieht dann torkelnd alles doppelt – wann gab es das schon einmal in einem Videospiel? Dabei entwickelt sich die Spielerfigur kontinuierlich fort, je nach den eigenen Entscheidungen, wird größer, starker, älter, wird gut oder böse. All das schlägt sich dann in ihrem Aussehen nieder. Je nachdem wie man sich entwickelt, reagieren auch die computergesteuerten Charaktere auf einen, jubeln, wenn man in eine Stadt kommt, oder nehmen voll Angst Reißaus. Man kann sich schöne oder schreckliche Tätowierungen oder Haarschnitte zulegen, Kleiderkombinationen ausprobieren, und ist dann umschwärmt oder gefürchtet.

Wie in den „Sims“-Spielen stehen dem Spieler diverse Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung. Schmeicheln, protzen oder Leute anfurzen – alles ist möglich und hat Auswirkungen darauf, wie der eigene Charakter in der Spiel welt gesehen wird.

Das Kampfsystem ist nicht wirklich schwierig, doch das tut dem Spielspass keinen Abbruch. „Fable“ ist ein Spiel zum Ausprobieren. Keine Lust auf Kämpfe? Dann versuch es mal mit Handeln. Kauf in der einen Stadt ein paar Fasschen Bier und verhökere sie in der nächsten gewinnbringend. Wer einfach stur dem Plot folgt, kann in weniger als zehn Stunden das Spiel beendet haben. Wer aber alle Möglichkeiten ausschöpft, ist für lange, lange Zeit beschäftigt- Das alles in einer beinahe makellosen, originellen Grafik – nur ab und an ruckelt es etwas. Und – was selten vorkommt – das Spiel ist sogar selbstironisch. Eines der schönsten Spielerlebnisse des Jahres.