Fünf Sterne Deluxe

Sillium

Schon der Operier von SILLIUM ist gewaltig. Durch „Dein Herz schlägt schneller“ rollt ein phatter Beat im Breitwandformat, der süchtig macht nach mehr. Ja, und wenn das ein ganzes Album lang so weiterginge, würde der geneigte Hörer vor Erschöpfung zusammenbrechen. Aber keine Angst ums physische Wohlergehen! Dankenswerterweise kommt der zweite Track – die Single „Willst Du mit mir gehn?“- erheblich gemächlicher daher. Und virtuoser. Im Refrain bedienen sich Fünf Sterne Deluxe geradezu meisterhaft beim Intro des Otis Redding-Klassikers „Hard To Handle“. Kurz darauf jedoch ist bei dem fragwürdigen Bekenntnis „Ich bin der Karl Dali der Reime, der Mike Krüger des Rap“ in der Selbstbeweihräucherungshymne „5 Sterne“ ein unvorhergesehener Tiefpunkt des Albums erreicht. Danach aber geht’s durchweg überzeugend weiter. Dabei suchen die Rap-Sterne aus Hamburg erklärtermaßen nach dem dritten Weg zwischen Fun-Rap und reiner HipHop-Lehre. Das ironiegetränkte Ergebnis der Suche macht dann weder vor Discofieber („Discotizer“, „Hip Hop Clowns“), noch vor der unvermeidlichen „Wir rappen schöner, schneller, schlauer“- Rhetorik halt. Dazu wabern allerlei sphärische Psychedelic-Elemente („Deluxe im Kopf“, „Schund“, „Nirvana“) und Bar Jazz-Samples („17 + 4“) sowie prächtig produzierte Beats in allen Spielarten durch das pralle Erstlingswerk. Zudem hören besonders feinnervige Klangexperten SILLIUM an, daß Tobi Tobsen (Fettes Brot) das Album nicht in Deutschland, sondern in New York (im D&D-Studio von DJ Premier) abgemischt hat. Ob Fünf Sterne Deluxe – hervorgegangen aus Der Tobi & Das Bo („Morgen geht die Bombe hoch“), Marc Nesium und DJ Coolman – auf diesem Weg aus der Spaßvogel-Ecke herausfinden? Wenn sie etwa in „Will Smith, Meer Gayne“ zusammen mit Biz Markie, dem Old-School-Helden aus New York, eine rappende Stadtrundfahrt durch Hamburg unternehmen, wird klar: Fünf Sterne Deluxe müssen mit dem Etikett „HipHop Clowns“ ihren Frieden gemacht haben. Cut so. Immerhin sind sie nicht von der deutschen HipHop-Krankheit befallen, außer ein oder zwei Hits nur rhythmisches Einerlei abzuliefern. Einzig die Tatsache, daß sich zwischen den 16 Stücken 14 auf Dauer ziemlich unwitzige Zwischenspielchen finden, nervt ein bißchen. Trotzdem: die North Coast-Rapper beweisen Humor. Dann zum Beispiel, wenn sie – von langgezogenen „Oooooms“ untermalt – vom Besuch im „Nirvana“ berichten: „War gar nicht so geil. Zum Einkaufen o.k., doch viel zu voll. Ich hab Cobain gesehen und von Kurt neue Songs gehört – hörte sich alles ziemlich kopflos an.“ Dafür und für vieles andere mehr verdient SILLIUM fünf Sterne von Musikexpress/Sounds-deluxe natürlich.