Gary Numan – The Pleasure Principle

Gleich nachdem das hypnotische „Are Friends Electric?“ die englischen Charts erklettert hatte, kam Gary Numan bekanntlich die Erleuchtung, das Tubeway Army-Projekt zukünftig nur noch unter seinem tarnen laufen zu lassen. Schließlich wußte inzwischen auch fast jeder, daß die restlichen zwei oder drei Musiker sowieso nur nach dem Code arbeiteten, den er ihnen eingegeben hatte. Nun konnte er offenbar auch keine Minute länger warten, endlich ein Gary Numan-Album unter die Leute zu bringen. Der vorab als Single ausgekoppelte Titel „Cars“ schoß sofort an die Spitze der Charts, dasselbe passierte mit der LP. kaum daß die veröffentlicht war.

Gary profitierte eindeutig von dem guten Blatt, das er seit seiner zweiten LP „Replicas“ auf der Hand hatte. Ein Joker wie „Are Friends Electric“ ist nicht dabei. Für die neue LP mischte er die Karten einfach um, so daß für mein Empfinden kein direkter Fortschritt, keine direkte Veränderung zu spüren ist. Numan spielt wieder mit seiner Verlorenheit, seine Songs handeln vom Rückzug („Cars“), Identitätskrisen, geklonten Wesen. Die klagenden Leitlinien seiner Synthesizer schweben über dumpfen, monotonen Rhythmen und vermitteln die Atmosphäre einer magischen Roboterwelt. Seele schimmert durch, wenn ein paar Takte Violine oder Piano eingestreut werden. Kaum verändert: die helle, leicht überschnappende Stimme von irgendwoher, gleichförmig, fast leblos. Numan hat seinen Mythos automatisiert; abgerufen per Lochstreifen. „Replicas“ und „The Pleasure Principle“ sind nahezu austauschbar. Die Möglichkeiten des Numan’schen Programms scheinen vorerst erschöpft, was nicht heißen soll, daß die dritte LP keine hypnotischen Momente besäße. Numan’s Musik sollte Innenarchitekten empfohlen werden; als akustisches Styling trägt sie viel zur Atmosphäre eines Raumes bei.