Gene Simmons
KISS
Ein gelungener Werbegag und eine geschickte Verkaufsstrategie, die ersten Soloalben der vier Kiss-Musiker auf einen Schlag herauszubringen. Kommt hinzu, daß in jeder Plattenhülle ein viertel eines großen Breitwandposters steckt. Gleichartige Cover verstehen sich fast von selbst. Amerikas Hardrockband Kiss ist halt Big Business.
So wurde auch bei den Produktionen geklotzt, wenn es sein mußte. Am meisten bedurfte Feuer- und Blutspukker und Baßmann Gene Simmons der Unterstützung umsatzfördernder Namen wie Bob Seger, Helen Reddy, Jeff Baxter, Donna Summer, Rick Nelson, Cher u.a.m.
Dennoch verschießt er sein Pulver recht schnell. Das zügige „Radioactive“ mit Bob Seger hat Profil, ebenso das suggestive „Tunnel Of Love“. Ansonsten zu dick aufgetragene Arrangements. Mehr Pomp als Kraft.
Gitarrist Paul Stanley bringt mehr mit weniger Aufwand. Wie es sich bei Solowerken von Gruppenmusikern meistens verhält, will auch er zeigen, daß er noch etwas anderes drauf hat als die Musik der Band, nämlich knallharten Rock. Seine LP ist ein Wechselbad von hart und weich, von laut und leise, von aufgeregt und entspannt. Das sanfte und südstaatlich anmutende „Ain’t Quite Right“ tut besonders gut.
Schlagzeuger Peter Cribs fällt am meisten durch seinen guten Gesang auf. Sein Album scheint unter dem Motto zu laufen: bin mit allen Wassern gewaschen. Er rockt, er spielt den Boogie, er schaukelt den Reggae und bringt die Ballade. Immer ganz schön, aber nie umwerfend. „That’s The Kind Of Sugar Papa Likes“ überzeugt noch am ehesten.
Gitarrist Ace Frehley steckt sie alle in den Sack. Sein Album siedelt eine ganze Klasse höher. Eine makellose Heavy Rock-LP ohne Schwächen. Alles ohne Renommier-Musiker, alles aus seiner Feder. Intensiv im Ausdruck, farbig und packend seine Gitarre, einfallsreich die Harmonien. Bei ersten Empfehlungen fällt die Wahl schwer zwischen „I’m In Need Of Love“. „Wiped Out“ und dem überragenden Instrumental „Fractured Mirror“. 4 (Frehley) 2 (alle anderen)