Hardrock
Alle sind heiß auf Steeler und STRIKE BACK (SPV), glaubt man zumindest den Trendpropheten. Sie sind es, die Peter Burtz & Co. am liebsten gleich im siebten Himmel des Heavy Metal sehen würden. Sicher, die neun Songs auf dem Album der Bochumer bieten eine temperamentvolle Mixtur aus traditionellem Hardrock und melodiösem Metal mit Schmackes. die Arrangements sind kompakt und griffig, der Sound fett und klar. Eine rundum gelungene Produktion also, die zudem deutlich über dem heimischen Durchschnitt liegt.
Dank Eloy-Mastermind Frank Bornemann, der für die Produktion verantwortlich zeichnet, ist das Quintett nun auch für größere Aufgaben gewappnet. Sie aber jetzt schon über den grünen Klee zu loben, könnte schnell in die Hose gehen. (4)
Brachial-Musik. Auf diesen Nenner läßt sich auch der zweite Vinyl-Versuch des amerikanischen Thrash-Metal Trios Griffin bringen. Die PRO-TECTORS OF THE LA1R (SPV), so der Titel des Albums, wüten wie die Wilden, ein musikalischer Nackenschlag jagt den nächsten. Hauptsache laut, lauter — dann stimmt die Richtung schon.
Denkste. Denn Sänger William Roderick McKay, Drummer Rick Wagner und Gitarrist Rick Cooper können bei ihren wüsten Attacken kaum verbergen, daß es ihnen vor allem an einem fehlt: an dem richtigen Material. Krach allein, und sei er auch noch so „progressiv“ gemeint, lockt auf Dauer keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor. (1)
Er hat das Gespür für wohlfeile Melodien, die auf Anhieb ins Ohr gehen. Gary Moore bestätigt mit seiner neuesten Maxi-Single einmal mehr, daß er nicht nur seine Gitarre virtuos beherrscht, sondern inzwischen auch einer der kompetentesten Songschreiber unter den Axemen ist. Nach „Out In The Fields“ kommt uns der eigenwillige Ire nun auf „Over The Hills And Far Away“ (Virgin) mit einer folkloristischen Hymne. Eine eingängige Melodie, die den Hörer in ihren Bann zieht. Gary versteht sich eben auf Hits. Das trifft auch auf die B-Seite zu: „Crying In The Shadows“, eine Ballade so recht nach dem Geschmack empfindsamer Menschen.
Die Yankees spinnen, aber kräftig. Ständig bombardieren sie den ohnehin schon übersättigten Mainstream-Rockmarkt mit neuen Bands.
Eine aus diesem Fohlenstall hört auf den Namen Tesla, fünf Youngster auf den Spuren von Ratt und Konsorten. Das Debüt MECHANICAL RE-SONANCE (WEA) mit seinen 12 Songs läßt ihre wahren Talente allerdings nur selten aufblitzen. Zu formelhaft klingt der Hardrock, Made in Sacramento. Von allen etwas, von Eddie van Haien das Gitarrenintro zu „Cumin‘ Atcha Live“, von Dokken den Drive, das ist am Ende zu wenig. (3)
Graben Sie auch so gern auf anderer Leute Acker? Wenn ja, dann liegen Sie bei Digger, den ehemaligen Gravedigger, genau richtig. Die Männer um Sänger Chris Boltendahl haben auf ihrer vierten LP STRONGER THAN EVER (SPV) endgültig mit dem Black Metal früherer Tage (z.B. HEAVY METAL BREAKDOWN von ’84) gebrochen und sich mit Haut und Haaren dem Heavy Rock verschrieben. Natürlich können auch sie nicht ganz auf Anleihen bei amerikanischen Vorbildern wie etwa Mötley Crüe verzichten. Doch gerade dieser Einfluß macht die zehn Songs, namentlich das schwere, getragene „Stronger Than Ever“, so sympathisch. Trotz gelegentlicher Haken und Ösen ein solider Anfang. (3)
Mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen stehen auch die Nimmermüden aus Germany, Faithful Breath, die ihr insgesamt sechstes Album seit 1980 vorlegen. LIVE (SPV) ist denn auch die Domäne der rastlosen Wikinger Mikus, Dell, Hermann und Düsterloh. Auf den Brettern der Bühne fühlen sie sich am wohlsten, kommt ihr Hardrock noch immer am besten zur Geltung, spürt man das Feuer, das in ihnen brennt. Einziges Manko: Die meisten der acht Songs plus ein Intro und ein Gitarren-Intermezzo sind allzu hausbacken, verraten den mehr oder weniger provinziellen Zuschnitt ihrer Musik. (3)
Etwa in der gleichen Liga spielen Talon auf ihrer Dritten namens VI-CIOUS GAME (SPV). Die fünfköpfige Band aus Bayreuth schüttelt eine Reihe von durchaus interessanten Einfällen und Ansätzen aus dem Ärmel.
Schon das quasi symphonische Intro zum Opener und Titeisong weckt den Appetit auf Hardrock. Frech, forsch und fetzig soll er sein. Ist er dann auch. Obwohl man mitunter doch alle spielerischen Kräfte aufbieten muß, um den davongallopierenden Sänger nicht aus den Augen zu verlieren (z.B. „Hopeless Love“). Angenehm und ansprechend. (3)
Charon kennen kein Pardon. Die fünf schweren Jungs aus Hamburg legen auf ihrem zweiten Album MADE IN ALUMINIUM (SPV) gleich los, als gelte es. das Rathaus der Hansestadt zu stürmen.
Sie sind auf Zack, zweifellos, achten aber neben harten Riffs und Rhythmen zum Glück auch auf durchdachte Melodien. So vor allem in „Hot For Your Rockin'“ und „Charon’s Price“, die, leicht Ratt angehaucht, ihre ganze Vehemenz aus dem Heavy Rock ziehen. (3)
Arme Eidgenossen. Das einstige Aushängeschild des helvetischen Heavy Metals, Krokus, ist inzwischen nur noch ein Schatten seiner selbst. Nach zahllosen Querelen, dauernden Einund Ausstiegen, stehen Mark Storace. Fernando von Arb und Angestellte vor den Trümmern ihrer Karriere. Das belegt ALIVE AND SCREAMIN‘ (Ariola) leider nur allzu genau. Aufgenommen in den Staaten und Kanada anläßlich ihrer 86er Tournee, bekleckern sich die Fünf auf dieser Live-LP wahrlich nicht mit Ruhm. Die neun Songs, ein Querschnitt durch die Jahre ’80 (METAL RENDEZVOUS) bis „86 (CHANGE OF ADDRESS). plus einem Remake von Shifrin/Marlettes „Lay Me Down“, sind allenfalls Mittelmaß, um nicht zu sagen unter der Würde einer so renommierten Band. (2)
Da stimmt einen das selbstfinanzierte Maxi-Debüt „Even“ (zu beziehen über: Sound Service, CH-3073 Gümlingen) von Forsale, ebenfalls aus der Schweiz, schon weit optimistischer. Sänger Flavio H Neil Otupacca an den Keyboards, Bassist Maurice Pedretti, Drummer Steve Lee und Gitarrero Kiko Berta bedienen sich zwar schamlos bei Größen wie Deep Purple und Whitesnake, doch die Art, wie sie deren typische Stilmerkmale (das Frage-Antwort-Spiel von Gitarre, raumfüllender Orgel und blueslastiger Stimme) adaptieren und mit neuem Leben erfüllen, verdient Beachtung. Um so mehr, als sie auch noch den Mut haben, eine rockige Disco-Version desselben Songs auf die B-Seite zu nehmen. Knapp: (4)
Kompromißlos wie eh und je hauen die Amerikaner Slayer mit ihrem aktuellen Album in die Kerbe des Ultra-harten-Thrash-Speed-und-ich-weiß-nicht-was-noch-Metal. REIGN IN BLOOD (WEA) ist Programm und Aufruf zugleich. Wenn die Vier ihre Angriffe reiten, biegen sich die Balken, hat man den Eindruck, eine All-Star-Band aus den alten Clash. den Ramones. Sex Pistols und Grand Funk Railroad zum 20jährigen Bestehen von Motörhead zu hören. Dreckig, debil und dekadent sind ihre Urlaute. In dem Zusammenhang von „musikalischer Kompetenz“ zu faseln, grenzt schon an Frechheit. Ohne Wertung.
Außer Rand und Band geben sich Siren, eine weitere neue US-Band, auf ihrem Erstling NON PLACE LIKE HOME (SPV). Sollte dies wirklich der Heavy Metal der Zukunft sein? Mitnichten! Der Sänger singt falsch, die Ex- und Hopp-Songs hätte man besser in Wegwerf-Flaschen gefüllt anstatt sie auf Vinyl zu pressen, und den vermeintlichen Produzenten schon vor Beginn der Aufnahmen das Handwerk gelegt. Erneut ein Beitrag zum Thema: Die Diktatur der Belanglosigkeit im Heavy Metal. (1)
Zur Abwechslung mal wieder etwas aus der Nightranger-Ecke.
Zebra, ein flotter Dreier aus den Staaten, setzen mit 3.V (WEA) ganz auf die Kommerzkarte. Ein bißchen Dynamik, verschachtelte Arrangements und dazu der nötige Rockschmelz — und die amerikanischen Radiostationen sind hellauf begeistert. Nichts geht über Saubermann und seine musikalisch so blitzblanken Söhne. (2)
Nur der Satan weiß, wie sie auf diesen Titel für ihre LP kommen konnten. Denn INTO THE FUTURE (SPV) ist nicht nur in punkto Spieldauer mini, mini ist auch die musikalische Ausbeute der insgesamt vier Songs. Mit dieser An von Plattfuß-Metal werden die Engländer selbst in ihrer Heimat keinen Blumentopf gewinnen. (1)
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