HMLTD

West Of Eden

Lucky Number Music/Rough Trade (VÖ: 7.2.)

Art-Rock: Vielleicht nur eine weitere Fußnote in der Geschichte des Genres, vielleicht aber auch der Fuß in High Heels, der diesem Rock endlich den rettenden Arschtritt verpasst.

Rock ist tot – zwar nicht kommerziell gesehen, schließlich sind es nach wie vor Rockbands, die die Stadien füllen. Aber künstlerisch hat sich das Genre erledigt. Weil es faul geworden ist, sich selbst so lange wiedergekäut hat, bis es nun als miefender Fladen auf der Festivalwiese liegt. Kann aus diesem Haufen je wieder The New Shit entstehen?

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Die in – wo sonst? – Südlondon ansässigen HMLTD – drei Franzosen, zwei Briten und ein Grieche – versuchen das seit fünf Jahren. In dieser Zeit haben sie zehn Singles veröffentlicht, von denen es die Hälfte nun auf ihr Debütalbum geschafft hat. WEST OF EDEN ist eine Konzeptplatte über den selbstverschuldeten Verfall des Westens und klingt wie ein vogelwildes Mixtape aus dem Besten der 70er (Bowie, Sex Pistols, Roxy Music, Bauhaus), 80er (Adam And The Ants, Frankie Goes To Holly­wood), 90er (Nine Inch Nails, Atari Teenage Riot), der 00er (Fischerspooner, Skrillex) und von heute (Death Grips, Fat White Family).

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Das ist absolut so gewollt: Laut Sänger Henry Spychalski (eigentlich Chisholm – wie Mel C!) erklärt den Niedergang von Gitarrenmusik mit deren Unfähigkeit, mit der Zeit zu gehen. „Heutzutage streamst du einen Song zur Hälfte und spielst dann einen anderen“, sagt er. Deswegen sei es wichtig, dass sich die Musik seiner Band ständig verändere, damit man erst gar nicht in Versuchung gerät, etwas anderes anzuklicken.

HMLTD kommen für zwei Konzerte nach Deutschland – hier die Termine, Tickets und Album-Details

Für die Stadien so unabdingbare Singalongs produziert ein solcher Ansatz freilich nicht. Aber möglicherweise sind es diese sich stark an diverser LGBTQ-Ästhetik orientierenden Nu-New-Romantics – alle sechs Bandmitglieder sind übrigens hetero and that’s the beauty of it – mit ihren interaktiven, die Grenze zum Publikum auflösenden Liveshows und ihrem Willen zur Innnovation, die dem Rock die entsprechenden Impulse geben, den er zu seiner Selbstrettung so bitter nötig hat.

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Ihr schwer auszusprechender Bandname – zur Kurz­form des Vorgängers Happy Meal Ltd. wurde ihnen von einem McDonald’s-Anwalt stark geraten – dürfte ihnen zwar im Weg stehen, stellt aber auch das furchtlose Selbstverständnis dieser Band dar, nicht den einfachen Weg zu nehmen.

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