Iggy and the Stooges – Raw Power

Wenn manche Leute MC 5 oder Mountain in guten Momenten mit einem dahinrasenden D-Zug vergleichen, kann man bei den Stooges nur noch Oberschalljäger assoziieren. Die in den Staaten schon fast zur Legende gewordene Band besitzt immer noch die gewohnte Kraft. Seit jeher dampft, spuckt, explodiert und hämmert es, dass es einem Angst und Bange wird. Man fühlt sich förmlich einer riesigen Lawine gegenüber, die jeden Moment auf einen stürzen droht. Die Musik, die man am treffendsten als bissigen Superhard-Rock bezeichnet, lässt Gruppen wie Deep Purple oder Grand Funk als armselige, schüchterne Schulbuben erscheinen. Iggy Stooge (oder wie er sich jetzt nennt: Iggy Pop) hat eine Reissnagelstimme, die ein Volumen von Cpt. Beefheart bis Alvin Lee einschliesst. Bei Bühnenauftritten sticht er Mick Jagger schon mit der ersten Nummer aus. Beginnt Jagger die Mädchen zu erregen, haben sie bei Iggy schon die Höschen nass. Die Kompositionen stammen von Iggy und James Williamson, dessen Gitarrensound Telefonbücher zerschneiden könnte. Es gibt allerdings auch zwei Songs, die beruhigender und weniger scharf sind. Kein Wunder, denn es ist so gut wie unmöglich, ganze 40 Minuten diesem Gewitter ausgesetzt zu sein ohne davon Schaden zu nehmen. Für den Kopf ist dieser lupenreine Rock nicht zu gebrauchen, für die Beine jedoch ist er lebenswichtig. Dank der Rhythmusssektion der Brüder Asheton (Bass und Drums) kommt man selten zum Luftholen. Man höre dieses Album also besser nicht vor dem Einschlafen. Will man sich andererseits aufputschen, sollte man sich getrost diesen Nagel in’s Hinterteil jagen.