Infinity Blues von Rvan Adams

Einen Menschen wie Ryan Adams in wenigen Worten zu erklären, ist eine fast unmögliche Aufgabe. In seinen Texten tritt Adams wahlweise als egomaner Junkie, lebensfroher Rockstar, melancholischer Poet oder neurotischer Selbstmörder auf. Zwar kommuniziert er seit fast zehn Jahren über Internetforen mit seinen Fans, aber in wirren, assoziativen Fragmenten, die der Ex-Whiskeytown-Sänger meist nach wenigen Stunden wieder löschte. Selbst die inhaltlich banalsten Einträge gerieten durch den inneren Kampf von Genie und Wahnsinn zu spannenden Einblicken in Adams gespaltene Psyche. Seine Ankündigung, sich nach dem Ende der Cardinais nur noch dem Schreiben zu widmen, kann man daher auch als Versuch der Selbsttherapie verstehen. Adams‘ erstes Buch ist ein durchaus gelungener, sowohl aufschlussreicher als auch poetischer Gedichtband, in dem der 35-jährige Wahl-New-Yorker seine Einsamkeit in Worte fasst und die gescheiterte Beziehung zu Schauspielerin Mandy Moore reflektiert. Man sollte sich von banalen Titeln wie „Milhon-Year-Fuck-Face-Convention“ nicht abschrecken lassen, denn was sich nach einer alkoholgeschwängerten Hasstirade anhört, ist in Wirklichkeit ein sensibler Text über das gebrochene Verhältnis zwischen Adams und seiner Mutter. In solchen Momenten, da Adams seiner Trauer freien Lauf lässt, trifft er literarisch ins Schwarze. Wenn er in anderen Passagen beschreibt, wie er das T-Shirt seiner Ex-Freundin trägt, weil es das Letzte ist, was ihm von ihr geblieben ist, schafft er eine Mischung aus Banalität und Poesie, die den Leser berührt. Besonders erfrischend wirken typisch wirre Ergüsse, in denen er, betrunken oder high, anhand einer Alkagsszene über Verlust, Schönheit und Bestimmung sinniert und alles in einem selbstironischen „Ah, Fuck It“ versenkt. „Infinity Blues“ erlaubt einen intimen Einblick in die Gedankenwelt des Sängers und bietet zugleich eine Wagenladung an großartigen Gedichten über verlorene Liebe.

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