Jarhead :: Start: 5.1.

Die gähnende Langeweile: ein Film über den Golfkrieg, und kein Krieg weit und breit.

„Jarhead“ ist die Bezeichnung, die Marines für sich selbst gefunden: Sie sind ein leeres Gefäß, das nach Belieben gefüllt werden kann: mit Befehlen, Propaganda, Indoktrination. Eigentlich liegt auch der Vergleich mit Kinogängern nahe: Vor dem Besuch leer, gespannt auf das, was man sehen wird -danach erfüllt mit neuen Eindrücken, Ideen, Bildern und Emotionen, jarhead, der dritte Spielfilm des britischen Theaterregisseurs Sam Mendes (am erican beauty, roadto perdition), basiert auf den 2003 veröffentlichten Erinnerungen des Ex-Marines Anthony Swofford an seine Erlebnisse bei der Ausbildung und an den Frontlinien des ersten Golfkriegs 1991 und hat genug zu bieten, um das leere Gefäß Kinogänger überquellen zu lassen. Aber wie die Soldaten im Film, die auf einen Krieg warten, der niemals wirklich kommt und den sie nur aus der zweiten Reihe miterleben, wird man das Gefühl nicht los, daß dieses Psychogramm endloser Langeweile nicht all das zeigt, was man sehen will. Diese Verweigerung jeglicher Befriedigung dürfte Programm sein in diesem Kriegsfilm, in dem Masturbation eine größere Rolle im Alltag der Protagonisten spielt als Kampfhandlungen. Ständig wird gewartet, bis endlich der Feind kommt und man auf ihn feuern kann, wie man es beigebracht bekam. Am Schluß entladen sich die Maschinengewehrgarben bei der Feier zum Ende des Kriegs in die Luft, als sinnentleerte Geste, Symbol der Impotenz. Im gleichen Maß pervertiert Mendes das Genregesetze des Kriegsfilms: Die einzige direkte Konfrontation erlebt man mit den Marines im Kino – beim der Walkürenritt-Szene von APOCALYPSE NOW. Es geht also ausschließlich um Zweite-Hand-Erfahrungen, was auch der Grund ist, weshalb die Ausbildungssequenz so unmittelbar an FÜLL metaljacket erinnert: Alles haben andere schon einmal intensiver erlebt. Aber natürlich hängt man bei einem solchen Film intellektuell und emotional zwischen allen Stühlen: Jake Gyllenhaal ist mit seinem ausdruckslosen Babygesicht zu passiv, die albtraumhaften Bilder der brennenden Ölfelder und verkohlten Leichen des irakischen Feindes kommen zu spät, um wirklich zu berühren. So bleibt der Film beeindruckend. Einzig das Gefühl, man habe es mit Frontberichterstattung aus dem falschen Golfkrieg zu tun, nagt.

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