Jason & The Scorchers – Lost and Found
Auf ihrer ersten Platte firmierten sie als Jason & The Nashville Scorchers. Damals waren sie eine noch ungehobelte Fun-Band, die mit überbordendem Enthusiasmus und populistischem Punk-Gehabe zu übertünchen suchte, was ihr an musikalischer Substanz abging.
Das „Nashville“ wurde getilgt und die Musik präziser und stromliniger. Man setzte bewußt auf die Durchschlagskraft einer Welle, die sich erst im Nachhinein als fiktive entpuppte: den sogenannten Country-Punk. FERVOR, die erste LP der Scorchers, war mitreißend genug, um die Aufmerksamkeit der „New Music‘-Fraktion in den US-Medien zu wecken, und gleichzeitig von einer solchen melodischen Brisanz, daß noch der blödeste Boogie-Banause hellhörig wurde.
LOST AND FOUND setzt nun da an, wo der Vorgänger aufhörte. Die in Jasons Musikerherz lebenden Antipoden Country und Rock werden auf der neuen LP konsequent fortentwickelt, ohne allerdings je miteinander in den Clinch zu geraten. Schade, denn gerade im Niemandsland zwischen Nashville und New York wurden einst die schillerndsten Bastarde der Popgeschichte gezeugt.
Was Jason & The Scorchers an Abenteuerlust und Schrägheit fehlt. machen sie jedoch mühelos durch Direktheit und Energie wett. Egal. ob sie riffigen Hard Rock spielen v ie auf „White Lies“ und „Last Time Around“ oder Anleihen machen bei den Stones(„If Money Talks“),egal, ob sie Leon Paynes Klassiker „Lost Highway“ aufmöbein oder in bester George Jones-Herzensbrecher-Manier zur Fiddle in Country-Harmonien schwelgen,(„Far Behind“), stets tun sie es mit Elan und Klasse.
Auf „Still Tied“ beschwören sie die alte Neon Cowboy-Sozialromantik der New Riders, „Blanket Of Sorrow“ klingt wie die Oak Ridge Boys auf Speed, während das Jason Ringenberg zugeschriebene „Shop It Around“ total von Barry McGuires „Green Green“ abgekupfert ist. Gut geklaut ist halt schon gewonnen. Eklektizismus nennt man das wohl. Und darin sind Jason & The Scorchers wahre Meister.
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