John Cale – Sabotage/Live

„I’m sorry, but I’m much too young for this. I’ll come back again, next year.“ ,Hello There‘ / J. Cale / „71 / 29 Jahre alt. If they’re alive, then I’m dead.“ J. Cale / ’79 / 37 Jahre alt.

John Cale, der Mann, der: ein „Velvet Underground“ war, die Stooges + Patti Smith + Nico + Modern Lovers produzierte, eigene Platten machte (von VINTAGE VIOLENCE bis HELEN OF TROY‘), für Judy Nylon (ex-Snatch) „Even Cowgirls Get The Blues“ schrieb. Der Mann, der sein Motto Fear is a man’s best friend mit Schutzhelm und dunkler Brille verteidigt – gegen . . . Sabotage.

Angst und Schrecken binden / isolieren Cale nicht, sie machen ihn wütend! John Cale weiß zu viel . . .

SABOTAGE/LIVE wurde im CBGB-Club/NYC letztes Jahr aufgenommen. Cale mit Tourneeband. Cale ist ein Rock’n’Roller. Den ich respektiere. Ein klassisch-tiainierter Musiker (von der Ausbildung her). Und SABOTAGE/LIVE ist die 80er Paranoia schlechthin (Paranoia = zu viel wissen).

Ein Zittern im Nuklear-Reaktor. Kalter + Heißer Krieg. Alles redet vom Krieg (dem 3.); gehen die Amis nach Moskau oder die Russen zum Surfen nach Three Man Island? Oder gehen wir alle nach India ….. Tried to break India’s back/ But she broke the back of me“ singt Cale in ,Captain Hook‘, eine langsame Psycho-Ballade mit ausgedehntem Instrumental-Intro, die all die Macht-Mystik des Lizardkings Morrison/ Jim besitzt. Doors-Schatten (.Universal Soldier‘ / ,Five To One‘) schwängern auch die Atmosphäre von „Mercenaries (Ready For War)“, das Seite 1 eröffnet: Soldaten, deren Lohn „is just enough to make hitn want to kill you, but not enough to make him want to die for you. “ Als Refrain ertönt: „Ready for war/ Let’s go to Moscow“. Cale, der selbst Gitarre, Piano, Baß spielt und singt, wird auf seinem Kriegspfad eskortiert von Marc Aaron/Gitarre, Joe Bidewell/Keyboards, Deerfrance/Gesang + Percussion, George Scott/ Baß, Dough Bowne/ Drums.

Dieses Album ist ein wildes Live-Beben, es enthält die zerstörerischsten / ergreifendsten / betroffendsten Titel, die je geschrieben wurden! Der Titelsong ist ein verzerrter/verformter/atonaler Wutausbruch die Akkorde knallen, rachsüchtig, böswillig. Zurückstrahlender Krach. Selbst-zerstörende Schwingungen. Und was soll man diesem Ausschrei noch hinzufügen?: „Read and destroy averything that ya read in the press … in books, it’s a waste of time.. . of energy … of paper, whatever you READ in the book, leave it there!“… Military intelligence isn’t what it used to be, so what! Human intelligence isn’t what it used to be either!“ Und nach dem letzten .Sabote‘-Schrei kommt eine verletzende Ballade: .Choräle‘.

Das Feedback von drohendem Tod (seinem?) gibt John Cale klare, schaurige Energie. Wahnsinn, der die Pop Group übertrifft. Zwingend. SABOTAGE/LIVE zerstört deine Seele, wenn du noch eine hast.