Kraftklub

Keine Nacht für Niemand

Vertigo/Universal (VÖ: 2.6.)

Im Osten wenig Neues: Die Rap-Rock-Band mit dem K bleibt auf Album Nummer drei ihren Kernkompetenzen treu – zumindest meistens.

Bringen wir’s hinter uns: „Dein Lied“ mag mit seinem Orchesterklang, mit seiner Dramatik im eher deklarierten als gesprochenen Text, mit diesen Moll-Tönen und dem Wumms im Refrain Wege aufzeigen, die für Kraftklub neu sind. Eine Meisterleistung ist der Song trotzdem nicht. Das Initialisieren des Wortes Hure im kontemporären Indiepop als Negativbegriff ohne jeden doppelten Boden, ohne jede Ironie oder wie auch immer geartete Auflösung ist genau genommen sogar ziemlich blöd, und als Eigentlich-Fan von Kraftklub sitzt man da eher ratlos davor und fragt sich, was das jetzt soll. Vielleicht war es doch die Lust am einfachen, auch auf dem Festivalcampingplatz mit drei Promille noch skandierbaren Refrain, die auf KEINE NACHT FÜR NIEMAND trotz der Tone-Steine-Scherben-Anspielung im Titel – oder ja sogar deswegen – einige Male auftaucht, aber ansonsten – nun ja, nicht anspruchsvoller, aber immerhin doch gewitzter umgesetzt wurde.

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Etwa in „Chrom & Schwarz“, der nicht unbedingt überraschenden, aber absolut überzeugenden Hausverbots-Hymne, im smart auf Funk produzierten „Leben ruinieren“, im fast an die EAV erinnernden „Sklave“ oder in „Fenster“. Die Vorabsingle mit dem schmucken Farin-Urlaub-Feature ist quasi die Sekundärliteratur zu dem, was die Wutbürger aus AfD- und Pegida-Hausen tagein, tagaus in den Kommentarspalten von Facebook von sich geben. Es ist der beste Song des Albums, weil er jene Überfälligkeit besitzt, auf den die „Band mit K“ (Songtitel) an anderer Stelle verzichtet. Denn nicht nur in „Dein Lied“ fällt auf: Felix Brummer blickt diesmal vermehrt nach innen, beziehungsweise: entfernt allzu direkte Deutungsebenen, marschiert eher übellaunig durch einen urbanen Dschungel, dessen finale Forderung die nach „Liebe zu dritt“, also eigentlich der Wunsch danach, endlich dazuzugehören. Dazu bollern die Synthies, singt der Männerchor. Man würde ihn gerne einfach in den Arm nehmen.