Die Anderen ließen keine Gelegenheit aus, immer neue Visionen zu entspinnen, wie Außerirdische bei ihrer Invasion der Erde uns Menschen auslöschen, unterjochen oder zumindest einen ordentlichen Schrecken einjagen könnten. Feindseligkeit war Voraussetzung. Nur einer machte nicht mit: Während die Anderen unsere Gehirne aussaugen, uns in gewaltigen Explosionen einschmelzen oder Mutter Erde an ihren Falten auseinanderbröseln ließen, bestand Steven Spielberg darauf: Wenn die Extraterrestrischen einst kommen, dann wird es gut sein. Dann wird unser Leben besser werden. Dann stehen nicht Krieg und Zerstörung im Vordergrund, sondern Frieden und Freundschaft. 27 Jahre nach Unheimliche Begegnung Dritter Art hat er seine Meinung geändert. Wenn seine Aliens diesmal nach Hause telefonieren, dann höchstens um ihrer Regierung mitzuteilen, daß unser Planet unterworfen ist. Den „großen amerikanischen Survival-Film“ habe er drehen wollen, läßt Spielberg wissen. Und das ist schon das tiefsinnigste, was man zu diesem Zeitpunkt vor Redaktionsschluß über Krieg Der Welten sagen kann. Denn wie die anderen großen Hollywood-Filme des Monats gab es Spielbergs Verfilmung des Sci-Fi-Literaturklassikers von H.G. Wells für die Presse vorab nicht zu sehen: In Zeiten der Internetpiraterie werden sogenannte Day-and-Date-Starts, also weltweit parallele Starttermine, immer mehr üblich. Da Filmemacher häufig bis wenigeTage vor Kinostart an ihren Großproduktionen arbeiten, haben Journalisten immer seltener Gelegenheit, die tatsächlichen Filme zu besprechen. Aber ob nun gesehen oder nicht: Krieg Der Welten, nach dem auch schon düsteren Minority Report wieder mit Tom Cruise in der Hauptrolle, ist der Event des Monats, vom Verleih trotz Spielbergs wohldokumentiertem Bestreben, stets so ökonomisch wie möglich zu drehen, vollmundig als „teuerster Film aller Zeiten“ angekündigt -was heißen würde: teurer als 230 Mio. Dollar. Wenn man die tatsächlich in einen Film gesteckt hat, in dem es um eine Niederlage geht bzw. wie zuletzt in Königreich Der Himmel um den Triumph, den man in der Niederlage finden kann, dann ist das trotz der involvierten Namen tatsächlich ganz schön mutig.

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