Kula Shaker – Peasants, Pigs And Astronauts :: Kosmisch

Während Britpopper der 90er Jahre gerne das Hohelied auf die Songwriterkunst von John Lennon oder Ray Davies anstimmen, haben sich Kula Shaker offenbar Teilzeit-Inder George Harrison als Curu auserkoren. Denn was ihr Debütalbum K bereits andeutete, wird auf PEASANTS, PIGS AND ASTRONAUTS zur Gewißheit: Sänger und Gitarrist Crispian Mills meint es tatsächlich ernst mit der Mischung aus Britpop und Brahma Putra. Da lamentieren Sitars und Artverwandtes, da pluckern die Tablas, wie man sie sonst vornehmlich auf Kurzwelle und von Radio Bombay zu hören kriegt. Das ist grundsätzlich sicher nicht verkehrt, wenn es aber wie beim Song „Radhe Radhe“ ins Folkloristische abrutscht, wird’s irgendwie dämlich: Kindheitserinnerungen werden wach, wie an einem „verkaufsoffenen Samstag“ in den frühen 7oern eine Gang von Hare-Krishna-Skins trommelnd und lobpreisend durch die Lebensmittelabteilung von Hertie tänzelt – und Verkaufspersonal wie Kunden konsterniert bis belustigt das Ende des Abendlandes eingetroffen wähnten. Wenn Kula Shaker losrocken und den Sound des Subkontinents nur als Klangfarbe einsetzen, kann allerdings durchaus Freude aufkommen: „S.O.S.“ – strukturell von Jethro Tülls „Living In The Past“ beeinflußt – hat das Zeug zum Hit, hymnischer Orgelpop wie „Sound Of Drums“ geht in Ordnung und „Mystical Machine Gun“ kann unter Pink Floyd-gestählten Alt- und Neu-Hippies sicher ebenfalls Freunde finden. Schade nur, daß herzhaft psychedelischer Sixities-Pop, auf K durchaus zu finden, beim neuen Album kaum noch eine Rolle spielt. Denn dazu sind die meisten Melodien zu schwelgerisch, die Arrangements zu aufgeblasen, die indischen Einflüsse zu ethnomäßig um Authentizität bemüht.