Little Dragon

Season High

Because/Warner

Die Schweden machen weiterhin ­soliden Elektro-Pop, sind als Feature-Gäste aber näher am Zeitgeist.

Irgendwann zwischen den letzten beiden Alben konnte man über die schwedische Band folgenden Satz lesen: Little Dragon seien die Art Band, die es fast geschafft haben. Es ist natürlich verzwickt mit diesem Satz: Denn irgendwie haben sie es ja doch geschafft. Mit ihrem sehr groovigen, europäisch heruntergekühlten Elektro-Pop sind Little Dragon seit Jahren beliebte Feature-Gäste auf vielen wichtigen Platten im Dunstkreis zwischen Dance und HipHop (allein 2016 bei Kaytranada, Flume, De La Soul).

Die vier Göteborger sind Meister in ihrem kleinen Mainstream-Randgebiet: Hier kombinieren sie auch auf ihrem fünften Album wieder ihr Wissen um die Wurzeln aktueller Clubmusik, ihre Affinität für vielfältig strukturierte Arrangements und die sehr schwedische Eigenschaft, Hooklines zu schreiben, an denen der Hörer hängen bleibt wie an karamellisiertem Zucker. Oder, wie Sängerin Yukimi Nagano singt: „Sweet, that feeling when you know you’re hooked and you can’t get enough.“

Nach den poppigen Melodien auf RITUAL UNION und den Experimenten mit Janet Jacksons Oldschool-R’n’B-Sounds auf NABUMA RUBBERBAND konzentriert sich die Band hier aber wieder auf ihren Ausgangspunkt: mithilfe raffinierter Produktionen eine Brücke zwischen dem Synthesizer-R’n’B-Funk der 80er-Clubkultur und post-modernen Beat-Spielereien zu schlagen.

Das klingt im Ergebnis mal ekstatisch wie im beatgetriebenen „The Pop Life“, mal ruhiger und souliger wie im süßlich wabernden „Don’t Cry“. SEASON HIGH ist solider, schimmernder Elektro-Pop. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, Little Dragon blieben hinter ihren Möglichkeiten zurück. Diese Musik kommt zur richtigen Zeit – R’n’B- und Dance-Kultur sind sich so nah wie lange nicht –, ohne Musik zur Zeit zu sein. Dieses ­Momentum haben ihre Feature-Gast­geber gerade besser verinnerlicht.