Maeckes

Tilt

Vertigo/Universal

Referenzebene und Resonanzboden: Im Plauderton zieht der Rapper immer neue Ebenen ein.

Dass Maeckes nicht dein 08/15-­Deutschrapper ist, das merkt man schon am Personal, das durch seine Raps geistert: Auf TILT sind das eben nicht nur genretypische Bezugspunkte wie Tupac, sondern auch Josef Fritzl und Mutter Theresa, der Weihnachtsmann und der Antichrist, Erstsemester und Spielerfrauen. Und als Partner holt er sich keinen weiteren Rapper, sondern den Kabarettisten Josef Hader.

Markus Winter aus Stuttgart, sonst ein Viertel der Orsons, ist, das beweist er auf diesem, seinem vermutlich reifsten Solo-Album, eine wandelnde Assoziationskette, eine fließende Referenzebene, ein wabbeliger Resonanzboden. Verschränkt werden Privates und, wenn schon nicht Politisches, dann doch zumindest Gesellschaftliches. Maeckes erfüllt zwar das HipHop-typische Authentizitätsgebot, aber anstatt wie der Großteil seiner Deutschrap-Kollegen das Ich platt Eins-zu-eins in die Texte zu holen, hinterfragt, examiniert und evaluiert er, setzt in Beziehung und sich mit den eigenen Irritationen auseinander.

Herzen werden in Whiskey ertränkt und im Mixer zum Trinken verflüssigt, die doppelten Böden werden zu drei- und vierfachen, die Selbstinfragestellung zum Prinzip – und das nicht nur im Titelstück. „Ich bin nicht Maeckes“, heißt es dort und wenig später: „Mein Inneres ist nur ein weiteres Äußeres.“ Die verschiedenen, ineinander verschränkten Textebenen finden ihre Entsprechung in der musikalischen Umsetzung, wenn sich ein traditioneller HipHop-Beat in eine arabische Schlangenbeschwörung verwandelt, wenn sich aus Lagerfeuergitarren ein lazy G-Funk schält. Es klappert und klöppelt, klingt mal nach Kinderlied, mal nach Alptraum und dann wie ein Hörspiel, ist bereit für den Tanzboden oder die Psychiatrie. Zusammengehalten wird die Wundertüte von Maeckes unaufgeregtem, aber jederzeit rundem Flow, der wirkt, und das ist seine große Kunst, als würde er nur ein wenig mit dir plaudern.