Marc Bolan – Acoustic Warrior
Daß der mittlerweile regelrecht ausgeplünderte Marc Bolan-Fundus noch immer wieder für eine Überraschung gut ist, sollen 15 bislang unveröffentlichte Songs aus amerikanischen Radioarchiven beweisen. Die Master-Tapes mit 150 Stunden Material aus Konzert- und Studiosessions der frühen 70er Jahre wurden laut Producer Peter Todd erst kürzlich auf einem Tonbandhaufen gefunden. So weit, so gut. Nachdenklich stimmt nur, daß Bolans über die Jahre für die britische BBC eingespielten Takes weit weniger schmuckreich gerieten, als jene für Uncle Sam. Noch seltsamer ist allerdings die Tatsache, daß sieben der 15 Songs schon 1985 von den selbsterkorenen Bolan-Nachlaßverwaltern (das Ehepaar John und Shan Bramley, Leiter des englischen T. Rex-Fanclubs) in spartanischen Urfassungen auf dem Doppelalbum TILL DAWN veröffentlicht wurden. Seinerzeit hat das sehr geschäftstüchtige Pärchen die Rechte an Marcs Backkatalog der Jahre 1972 bis ’77 erworben, und damit regelrecht Schindluder getrieben. Sei es mit Alben, die nicht im Originalcover erschienen, oder, weitaus schlimmer, mit zahlreichen hundsmiserablen Remix-Versionen. Noch mehr suspekt erscheinen die restlichen acht Tracks, die verdächtig identisch nach Marcs Original-Gesangsspuren der Singles und LPs klingen. Unbegreiflicherweise wurden die anscheinend nachträglich im Studio präparierten, zugegebenermaßen zum Teil geschmackvoll integrierten semi-akustischen Parts, mit grauenhaften künstlichem Applaus unterlegt. Hier versucht jemand mit extrem unlauteren Mitteln auf den zeitgemäßen Unplugged-Zug aufzuspringen und eine Kultfigur auszubeuten. Finger weg!
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