Metric
Fantasies
Kim Wilde auf Tranquilizern? Die Kanadier spielen heute leicht aufgeblähten Wave-Rock.
Man sollte Alben wie diesen eine zweite Chance geben, bevor man sie endgültig abwatscht und sich stirnrunzelnd von diesem dröhnenden Spektakel abwendet und zu erinnern versucht, was Emily Haines mit ihrer Band dereinst anvisierte. Aus dem durchaus komplexen Pop-Ansatz der Kanadier ist ein schweres, zielorientiertes Projekt mit Zentner-Synthies und süß säuselnden Melodien geworden. Musik für Millionen. Arena-Rock mit New-Wave-Schrägseite. Aber all das hat man natürlich besser, zwingender gehört. Vor Dekaden schon. So viel zum ersten Hördurchlauf. Beim zweiten Mal fällt diese High-Energy-Bubblegum-Nummer auf („Gold Guns Girls“). Beim dritten Mal hat man die Soundschwaden akzeptiert, in die Metric ihre zwölf Songs gehüllt haben. Wer eine gestochen scharfe Produktion sucht, lässt die Finger von FANTASIES. „Collect All“ entspricht noch am ehestem dem, wofür die Kanadier sich einen Namen gemacht haben – diese melancholische Note im Synthie-Pop. Manchmal klingt das hier aber, als hätten Kim Wilde oder Gwen Stefani eine Überdosis Tranquilizer erwischt. Hat man sich an den Gedanken gewöhnt, ist es okay. Aber ist es auch Metric?