Miles Davis :: Seven Steps: The Complete Columbia Recordings Of Miles Davis 1963-1964

Siebte und finale Luxus-Box aus dem schier endlosen CEuvre des Jazztitanen.

Kaum einem anderen Künstler gelang zu Lebzeiten – von James Brown vielleicht einmal abgesehen – ein so immenser musikalischer Output wie Miles Davis. 13 Jahre nach seinem Ableben steht der Jahrhundertmusiker noch immer im Fokus – im künstlerischen wie geschäftlichen Sinne: Posthum startete sein nahezu lebenslanger Vertragspartner Columbia 1996 eine luxuriös gestaltete, mit Grammy Awards ausgezeichnete Retrospektiven-Reihe, die mit dem siebten Teil SEVEN Steps: THE complete COLUMBIA RECORDINGS OF MILES DAVIS 1963-1964 nun ihr Finale findet. Auf sieben CDs in einer quadratischen Box mit augenfälligem Metallrücken werden sämtliche Aufnahmen inklusive bis dato unveröffentlichten Materials jener Jahre versammalt. Es war die Zeit nach Davis‘ Zusammenarbeit mit Gil Evans und vor der Gründung des legendären Quintets im Jahre 1965: In diese Ära fallen die Alben seven Steps to heaven f’63), quiet NIGHTS( 63), MILES DAVIS IN EUROPE ( 64),MYFUNNY VALENTINE (’65), FOUR & MORE (’66) sowie jene im Zeitraum produzierten, jedoch erst später veröffentlichten MILES IN TOKYO (’69), MILES IN BERLIN (’69), DI-RECTIONS (‚8l), HEARD ‚ROUND THE WORLD (’83) und THE COLUMBIA YEARS f’88). Die Rhythmussection mit Wynton Kelly, Paul Chambers und Jimmy Cobb, die ihn seit den Aufnahmen von KIND OF BLUE begleitete, steht zu jenem Zeitpunkt nicht mehr zu Diensten. Seit John Coltranes Weggang im April 1960 dabbelt Davis‘ künstlerische Frontlinie ruhelos von Sonny Stitt zu Hank Mobley, von J.J. Johnson zu Sonny Rollins. Für einige Pflichtauftritte an der Westküste im März ’63 benötigt der Trompeter dringend ein neues Ensemble. Coltrane empfiehlt George Coleman, der wiederum auf zwei befreundete Musiker aus Memphis verweist: Altsaxofonist Frank Strozier und Pianist Harold Mabern. Bassist Ron Carter und Schlagzeuger Frank Butler, eigentlich für den knapp 17-jährigen Wunderknaben Tony Williams eingesprungen, komplettieren das neue Quintett. Nach einem viel umjubelten Auftritt im Blackhawk Club in San Francisco entscheidet sich Davis, für eine Studiosession in Los Angeles statt Mabern Victor Feldman einzusetzen und die Position Stroziers ganz zu streichen. Jene Aufnahmen der beiden Feldman-Kompositionen „Joshua“ und „Seven Steps To Heaven“ bleiben die einzigen Tondokumente dieser Besetzung. Zurück in New York, gelingt es Davis schließlich, Williams und den blutjungen Pianisten Herbie Hancock für sich zu gewinnen. Am 14. Mai entstehen im Big Apple drei Re-recordings der L.A.-Sessions. Das neue Quintett hat sein vorläufiges Line-up gefunden und es klingt so innovativ und druckvoll wie keines der Ensembles zuvor. Das ist das Konzept für die folgenden anderthalb Jahre. Es stützt sich ganz auf die beteiligten Musiker Hancock, Carter, Williams und Coleman, die erstmals in deT Karriere von Miles Davis nicht nur Begleitfunktion haben, sondern aktiv am kreativen Prozess beteiligt sind. Disc 1 der Box beginnt mit jenen frühen Aufnahmen. Knapp drei Monate danach legt das Quintett in Antibes ein hochexplosives Gastspiel hin, gefolgt von einem legendären, noch imposanteren Auftritt im Februar 1964 im New Yorker Lincoln Center. George Colemans fantasievolle Improvisationen auf dem Tenorsaxofon sind hier zum letzten Mal zusammen mit Herbie Hancocks fingerfertig schwebendem Pianospiel zu hören – die Abenteuerlust des mittlerweile verschworenen Trios Williams, Carterund Davis wurden dem eher traditionalistisch angelegten Coleman einfach zu viel. Auf Tony Williams‘ Drängen holt Davis Sam Rivers, in erster Linie, um für eine schon länger geplante Japan-Tournee einen Ersatz zu haben. Im September 1964 gelingt es dem -wohl unter zeitweiligem Einfluss diverser Amphetamine – zunehmend exaltierter agierenden Bandchef schließlich, jenen Musiker zu rekrutieren, den er schon i960 gerne in seine Formation integriert hätte: Tenorsaxofonist Wayne Shorter. Miles, nun am Ziel seiner Träume, präsentiert seine qualitativ nicht hoch genug zu bewertende Quintettbesetzung, die fähig ist, stundenlang traumhaft zu improvisieren und darüber hinaus fünf gleichwertige Komponisten integriert, zuerst in Europa. Die kompletten Aufnahmen der Alben MILES IN BERLIN und miles Davis in europe gehören zu den wichtigsten der ersten Hälfte der Sechziger. Sie liefern eine Vorschau auf das, was sich in der Zeit von Januar 1965 Juni 1968 in der legendären Quintett-Phase abzeichnen wird.

Parallel erscheinen fünf der sechs bislang nur in teurer Luxusausgabe erhältlichen Boxen der COMPLETE COLUMBIA RECORDINGS OF MILES DAVIS-Reihe im preiswerteren Longbox-Format: Miles Davis & ]ohn Coltrane 1955-1961, MILES DAVIS & GIL EVANS, MILES DAVIS QUINTET1965-1968, IN A SILENT WAY SESSIONS und BITCHES BREW SESSIONS.