Miles Davis
Water Babies
Col (Sony)
„Water Babies“ ist für mich die beste Miles-Davis-Scheibe seit langem. Denn was der Meister der unterkühlten Trompete in den letzten Jahren abgeliefert hat, war selten mehr als modischer Schnickschnack. Die vorliegenden Aufnahmen entstanden denn auch bereits in den Jahren 1967 und 1969 – in einer Zeit, die vielen als fruchtbarste Zeit dieses Musikers gilt.
Auf der ersten LP-Seite ist das legendäre Quintett – Miles (Trompete), Wayne Shorter (Saxophon), Herbie Hancock (Pia no), Ron Carter (Baß) und Tony Williams (Schlagzeug) – mit geradlinigem Jazz zu hören. Aus der schöpferischen Gruppenkommunikation brechen immer wieder packende Einzelleistungen hervor. Die zweite Plattenseite (1969 eingespielt) zeigt Miles und seine Begleiter als Jazzimprovisatoren mit einem feinen Ohr für die Klangmöglichkeiten des elektrischen Rock. Das Quintett wird hier durch Dave Holland (Baß) und Chick Corea (elektrisches Klavier) aufgestockt, die später auch bei den Produktionen „In A Silent Way“ und „Bitches Brew“ dabei waren. Das Ergebnis ist eine unaufdringliche intelligente, gleichwohl kraftvolle Musik, der man deutlich anmerkt, daß die Mitwirkenden eine ganze Menge Spaß mit dem für sie damals noch neuen Medium „Rock“ hattea Als Anspieltip empfehle ich das melodisch wie rhythmisch vertrackte „Dual Mr. Tillman Anthony“, das Tony Williams gewidmet ist.