Mink DeVille – Where Angels Fear To Tread

Vor vier Jahren liebäugelte er erstmals mit der Musik der schwarzen Sumpfbewohner Louisianas, dem Zydeco. „Mazurka“ hieß seine Hommage an Queen Ida und Clifton Chenier. Auf seiner letzten LP COUP DE GRACE (1981) wurde dieser Flirt zur heißen Romanze.

Das Akkordeon schwelgte, gefühlstriefende Love-Songs mit Herz und Schmerz konnte keiner besser zelebrieren als William Borsay alias Willy DeVille.

Willys Neue, nach viel zu langer Pause, markiert den vorläufigen Höhepunkt seiner mit Schicksals-Schlägen bepflasterten Karriere. New York Street Rock ’n‘ Roll meets Zydeco. Griffiger Rock, so messerscharf wie Willys Bügelfalte, mischt sich mit lateinamerikanischen Fiesta-Rhythmen.

Natürlich geht’s bei allen (mit einer Ausnahme) von Willy komponierten Songs um das eine – Liebe.

Und Willys Beziehungen sind nicht die einfachsten. Kein Friede-Freude-Eierkuchen. Da wird gekämpft, gelitten, geheult, geblockt, verletzt. Hitzig und heißblütig.

Für die instrumentale Unterstützung engagierte der Meister keine ausgemergelten Garagen-Punks, sondern Könner mit handwerklicher Sicherheit und präzisem Gespür für Willys emotionale Achterbahn. Da kommt kein Ton zu getragen oder zu fett, alles pointiert und mit der exakten Schwere. Das Piano klingt weich, die Gitarre reißt nur bei absoluter Unruhe Löcher in die Harmonie, das Saxophon treibt stets zielstrebig aus dem Hintergrund ins Zentrum; das Akkordeon sowie einige Geiger schließlich schaffen Melodien und Atmosphäre fernab von Kitsch und Schmalz.