N.E.R.D. – Fly Or Die

Mit fly or die haben N.E.R.D. die bessere neue Lenny-Kravitz-Platte aufgenommen. Jene sollte ja zuerst funk heißen, sprudelt jetzt aber als baptism vor sich hin. Dazu aber später, im Juni, mehr. Widmen wir uns lieber dem live gehechelten, trocken geklopften, mit eher grob justierter Hormonzufuhr angereicherten Funkrock und -pop der Produzenten-Zauberer Neptunes in ihrer erdverbundenen Inkarnation als N.E.R.D. die sündhaft erfolgreichen Bastler als Band mit auch nur sechs Armen und sechs Beinen. Und, hat sich das Warten auf den Zweitling gelohnt? Wenn man nach anfänglicher grenzenloser Begeisterung über die so verführerisch bis an die Grenze des Psychedelischen in sich verdrehte, aber vor allem unverschämt groovende Single „She Wants To Move“ erst einmal wieder auf beiden Füßen gelandet ist und sich ins Bewusstsein zurückgerufen hat, dass auch diese Kapelle keine Wunder vollbringen kann, darf die Antwort dennoch „Ja!“ lauten, fly or die ist eine schlaue, aber nicht zu listige, mitreißende, aber bei im Gegensatz zum Debüt überaus ansprechender Melodieausstattung nicht zu catchy, natürlich absolut knackig aufgenommene, zuweilen auch etwas „zu produzierte“ Band-Platte geworden. Dabei gaben sich Pharrell, Chad und Shay doch alle Mühe, möglichst live zu klingen, live und roh. Ein Riff, ein Schlagzeug- und Bassgroove, der nur vom Notwendigsten zusammengehalten wird, und dann, wenn der Song spacewärts gleitet, noch ein Synthesizer: Das kann N.E.R.D. genügen, um zwischen Ween (die späten) und Wonder (den mittleren ihr Glück im bloßen, mittelgroßen Pop zu finden. Ohne dass sie einen dazu gleich wieder anspringen müssten.