Elektroakustik: Für sein erstes Album nach zehn Jahren hat sich Markus Popp neu erfunden. Wirklich jetzt!

Was für eine Platte. Ein Doppel-Album mit 70 (!) Tracks, vorher eine 12-Inch und zwei im Netz frei erhältliche EPs („Ringtone I“ und „II“) das macht genau 101 Tracks. Nicht schlecht für den Neuanfang. Der Berliner Markus Popp, der sich hinter dem Projekt Oval verbirgt, erfindet sich neu. Fast zehn Jahre liegen zwischen dem letzten offiziellen Release ovalcommers und O. Gehörte Popp früher zu den Wegbereitern des Clicks’n’Cuts-Genres, so haben seine aktuellen Veröffentlichungen die kalten, technischen mit Störgeräuschen versetzten Schnippeleien hinter sich gelassen. „Alles fließt“ ist jetzt das Motto. Die zum Teil unter einer Minute kurzen Tracks fügen sich fragmentarisch und skizzenhaft zu einem großen Ganzen – sonderbar schön. Gitarre, Schlagzeug und andere Instrumente gehören jetzt mit zur Idee dieser organisch fließenden Musik und ordnen sich ihr unter. Markus Popps Vorhaben ist gelungen: ein Gegenentwurf zu allem vorherigen, improvisiert statt programmiert, akustisch statt elektronisch. Das Album O, die 12-Inch „Oh“ und die EPs „Ringtones I“ und „II“ sind der Konsens zu Theorie und Diskurs. Einigen wir uns auf die Zukunft und warten ab, was da als nächstes kommt … in vielleicht zehn Jahren.

Floyd Schulze

www.thrilljockey.com

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