Ohm – The Early Gurus Of Electronic Music :: Diverse

Die meisten mögen beim Stichwort „Electronic Music“ an Kraftwerk,Tangerine Dream oder Yello denken. Kaum einer kennt dagegen noch die oft aus der sogenannten „ernsten Musik“ stammenden Pioniere, die mit wagemutigen Hörexperimenten den Weg für alle späteren Elektro-Popper ebneten. Diesen grauen Eminenzen des Synthesizers widmet sich die Drei-CD-Box OHM mit 42 Tracks und einem knapp 100-seitigen, hervorragend recherchierten Büchlein. Die Auswahl beginnt 1948 mit einer Aufnahme von Pierre Schaeffer, zu einer Zeit also, in der man noch mit Bandschleifen arbeitete. Es folgen historische Tracks von Oskar Sala, Karlheinz Stockhausen und John Cage, der mit seinem 1952 live aufgeführten Stück „Williams Mix“ das Publikum hörbar in zwei Lager spaltete: Die Bravo- und Buh-Rufer versuchten sich gegenseitig an Lautstärke zu übertreffen. Kein Wunder, denn diese orgiastische Collage aus Piepsen, Blubbern und Pfeifen klingt eher nach einem bekifften Radiowecker als nach Musik. Weiter geht die Reise mit den Neutönern Terry Riley und lannis Xenakis, die schon wahre Synthesizer-Schranke und gigantische Kabelstränge zum Einsatz brachten. Auch Steve Reich begann seine Karriere schon in den Sechzigern und findet bis in die heutige Zeit Beachtung. Seine Komposition „Pendulum Music“, die Feedback-Schleifen montiert und hier in einer neuen Fassung von Sonic Youth auftaucht, ist der beste Beweis dafür. Zwischen all diese „moderne Klassik“ mogelt sich beinahe unbemerkt der damalige Can-Bassist Holger Czukay mit einer frühen „Ethno-Sinfonie“ von 1969. Was OHM so spannend macht, sind die gut erkennbaren Entwicklungsstränge, die relativ weit in die Gegenwart hineinreichen: So endet die Compilation mit Aufnahmen von Klaus Schulzejon Hasseil und Brian Enovom Beginn der Achtziger, als die Elektronik ihre bis dato letzte große Renaissance feierte. Kurz: eine editorische Meisterleistung mit teils äußerst anstrengenden und fordernden Beiträgen.