Oldies
Spotlight on Richard & Linda Thompson. Nachdem die letzten LPs des nunmehr getrennten Ehepaares Spitzenleistungen brachten, ist die Zeit reif für eine kleine Werkschau. Hokey Pokey (Hannibal HNBL4408) aus demJahre 1974 und Pour Down Like Silver (HNBL 4404) von 1975 bringen feinen Folk und Folk-Rock (mit starker Betonung auf ,Folk), zumeist sehr besinnliche Klänge für einsame Kaminstunden oder unaufdringlich gemütliche Pubs. Linda Thompson stand damals stimmlich (zu Recht) im Schatten von Sandy Denny, und auch Richard Thompson hatte noch nicht die heutige Klasse und Reife,obgleich alle Anlagen schon hörbar vorhanden waren. Diese beiden schwerblütigen, spröden und kargen LPs erhalten eine knappe (4). Dagegen bringt First Light (HNBL 4412) eine Annäherung ans Achtziger-Werk. Das starke Rhythmusgespann Weeks/Newmark sorgt für rockigere Klänge, auch fällt die Instrumentierung komplexe raus (5). Hannibal-Platten werden vom TIS importiert.
Spotlight on Cicadelic Records.Das im Rimpo-Vertrieb befindliche Texas-Label wartet mit vier neuen Garagen/Punk-LPs unterschiedlicher Qualität auf. Äußerst vergnüglich ist die Journey To Pharaoe’s Valley (CICLP 991) -ein Sampler. der die Headstones, Cavaliers, Christopher & The Souls, Jeanne Hatfield und The Playboys of Edinburg (?!) vorstellt. Ein Beatles-Dylan-Them-Fuzz Guitar-Vox Orgel-Cocktail, dem nicht anzuhören ist, daß er in einem Zwei-Track-Mono-Studio entstanden ist (5).
Aus Long Island stammten The Outcasts, deren LP Meet The Basement Wall (CICLP 987) acht unveröffentlichte Stücke enthält. Die Gruppe war stilistisch kaum festgelegt, alles dabei von der akustischen Ballade bis zum wüsten Beat,darunter auch zwei reizvolle Stücke mit Left Banke-Einfluß (4).
The Basement Wall werden vorgestellt als „America’s answer to the Beatles“. Reichlich dreister Spruch, das waren sie gewiß nicht, wie The Incredible ound Of The Ou! (CICLP 992) hörbar macht. Aber eine ordentliche Mixtur aus Beatles, Zombies und Association brachte die Band aus Baton Rouge/Louisiana schon zuwege (3).
Zehn Coverversionen sattsam bekannter Mid-Sixties-Hits sind von den Apollos auf The Apollos Live, 1966 (CICLP 989) zu hören. Leider in wenig bissigen Fassungen und kaum betörender Tonqualität (2).
Spotlight on the Blues, dargeboten von schwarzen und weißen Menschen. Gehen wir der historischen Reihe nach: Den Anfang macht Little Esther Phillips mit Bad Baad Girl (Charly CRB 1100/LP-Loft). Der von Johnny Otis entdeckte Teenager singt göttlich, das Material ist fast durchweg erstklassig. Ausgezeichnet auch die liner notes von Norbert Hess, dem Mitherausgeber des Berliner Fachmagazins „Blues Forum“ (5).
Lou Rawls läßt sich auf Stormy Monday (See For Miles 51/LP-Loft) von Les McCann (sowie Leroy Vinnegar & Ron Jefferson) begleiten. Kraftvoll angejazzte Blues-Standards wie.Stormy Monday“, „See See Rider“ oder „God Bless The Child“werden zu einer geschmackvoll-ruhigen LP verarbeitet, die 1962 einen Lou Rawls zeigt, der noch nicht den Ehrgeiz hatte, der Frank Sinatra der Schwarzen zu werden (4).
In The Can(CBS 31811/IMS) bringt einen Querschnitt durch das Schaffen von Chicken Shack 1968-1970. Die Gruppe um Stan Webb und Christine Perfect unterlag rätselhaften Formschwankungen. Neben höchst gelungenem britischem R&B gibt es auch ein paar Blindgänger (aber “ l’d Rather Go Blind“ ist natürlich keiner),die von der total mißratenen LP O.K. KEN? stammen. Bewertung: Von (2) bis (4).
Spotlight on Soul Music. Der Philly-Sound ist ein abgeschlossenes (?) Kapitel schwarzer Musik. Hörenswert sind auch heute noch und schon wieder Best-Of-Sampler. Bloodstone’s Greatest Hits ( T-Neck PZ 40016), The Best Of Patty Labelle (EPIC PE 36 997) und Greatest Hits (PIR 32569) von Harold Melvin & The Blue Notes bringen jeweils eine erlesen-korrekte Zusammenstellung von den Höhepunkten souveräner Gesangskunst, inklusive Hits wie „Natural High“, „Lady Marmalade“ und „If You Don’t Know Me By Now“. Sammelbewertung: (4), alle IMS-Import.
Spotlight on Carmen & Thompson. Der Schweizer „shooting star“ Phil Carmen hat schon 1980 eine beachtliche Soft-Rock-LP gemacht. No Chance Romance (Ariola 203 494) klingt aufs erste Hören wie Simon & Garfunkel für Sozialhilfeempfänger. Das täuscht. Diese Platte, obwohl kein Meisterwerk, hat ihre Momente… (reichlich 3).
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