Phil Lee – The Mighty King Of Love

PHIL LEE The Mighty King Of Love

SHANACHIE/KOCH RECORDS

Die Wege der Rockgötter sind verschlungen wirklich wahr: Zuletzt konnte man diesen Mann hierzulande im Aussiedlerheim Unna-Massen sehen. Dort konzertierte er, hinterm Schlagzeug sitzend, mit seinem Kumpel Duane Jarvis vor rund 100 russischen Aussiedlern und einem Freund des Autoren dieser Zeilen. Weshalb das Veranstaltungsplakat, taktisch sehr geschickt, in kyrillischer Schrift abgefässt war. Ergebnis: Menschen, die sich für amerikanische Guitarslinger interessieren, waren praktisch nicht vor Ort, die versammelten Aussiedlerfamilien nahmen das Ganze bei Kaffee und Kuchen gelassen zur Kenntnis, und die Herren Musikanten hielten sich und das werte Auditorium mit Oldies ä la „Honky Tonk Women“ bei Laune. Dabei können sie sehr wohl anders. Von Jarvis weiß man das inzwischen auch hierzulande, der Mann aus dem Umfeld von Lucinda Williams hat mit seinem Album FAR FROM PERFECT eine ansprechende Duftmarke hinterlassen. Mindestens selbiges muss man auch Phil Lee attestieren. Lucinda bestätigt dies übrigens mit einem „Phil Lee rocks“-Sticker, der auf THE MIGHTY KING OF LOVE klebt. Das Debüt weist den MultiInstrumentalisten als Cowboystiefel-Poeten mit Format und Zukunft aus. Vom schwerblütigen Opener „Nobody But You“ über polternden Southern Boogie wie „Why Come You Don’t Love Me“ bis zum Voodoo-Croove von „Blueprint For Desaster“ verfügt der Mann mit der blonden Hippiematte lässig über die Zutaten aus dem großen Stones-Skynyrd-Springsteen-Kosmos. Was ihn überdies über manch mediokren Konkurrenten hinaushebt ist die zusätzliche Portion Humor und Originalität, die seine Texte würzt und seine Songs zu memorablen Miniaturen macht. Einer von diesen knorrigen Einzelgängern, bei denen man sich schon jetzt aufs nächste Album freut. Und den man bis dahin zwischen all den Tom Pettys, Steve Earles und John Hiatts regelmäßig hören wird. Zur Not auch im nächstgelegenen Aussiedlerheim.