Pyrolator – Wunderland, S.Y.P.H. – Wieleicht
Er war wohl zu früh dran, der Pyrolator. Deutschland war Mitte der 80er noch nicht bereit für die Elektronika. Nach dem sperrigen Experimental-Proto-Techno von INLAND und dem poppigen Nachfolger AUSLAND tummelte sich Kurt Dahlke 1984 im verspielt-überdrehten Wunderland. Noch ausgiebiger als zuvor kamen hier Sampler, Emulator und sonstige Elektronik zum Einsatz. Aus den Geräten zauberte Pyrolator mal einen elektronischen Zoo, mal einen Urwald, altes voller kreischender Tiere, um uns dann zur „Rush Hour In Singapore“ und ins „Herrenzimmer in Schottland“ zu entführen. Das macht auch heute noch viel Spaß und läßt manch zeitgenössische Musik ganz schön alt klingen.
1985 erschien WIELEICHT, das schnell als das „Weiße Album“ der Neue-Deutsche-Welle-Pioniere und -Überlebenden S.Y.P.H. um Sänger Harry Rag bezeichnet wurde. S.Y.P.H. veröffentlichten mitten in den 80ern eine Angry-Young-Man-Platte, auf der nicht mehr ganz so junge Männer zornig rockten und ihre Wut rausrotzten. Und wütend konnte man sein – oder aber verzweifelt: Helmut Kohl war gerade mal zwei Jahre Bundeskanzler (es sollten noch 14 weitere folgen), NATO-Nachrüstung und die Angst vor dem Atomkrieg verunsicherten die Menschen. In dieser Situation bezogen S.Y.P.H. politisch Stellung und reflektierten und karikierten die BRD-Wirklichkeit. Rag und Co. blieben inhaltlich konsequent auf ihrem Weg, hatten sich musikalisch aber weiterentwickelt. Mal klangen sie wie The Fall („Meine Frau“), dann arbeiteten sie mit einer Art Schunkel-Reggae-Rhythmus.
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