Robert Forster – The Evangelist

Die Lieder der Go-Betweens waren immer Orgien der Einfachheit, sie funktionierten nach simplen Regeln. Dabei waren sie gleichzeitig elegant und eigenartig. Robert Forster führt diese Tugenden zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod seines langjährigen Songwriter-Partners Grant McLennan und damit dem Ende der Go-Betweens immer noch vor: Haikuhafte Bilder, rührende und beruhigende Melodien und liebgewonnene Eigensinnigkeiten. Unter anderem deshalb ist THE Evangelist beinahe ein Go-Betweens-Album geworden. Auch weil mit Adele Pickvance und Glenn Thompson die beiden anderen Mitglieder aus der Spätphase der Band vertreten sind. Vor allem aber weil Grant McLennan vielgestaltig anwesend ist: Schon im zweiten Song gedenkt Forster des verstorbenen Freunds. „Demon Days“, geschrieben mit McLennan 2006 kurz vor seinem Tod, ist typisch McLennan, melancholisch und sanft. Forster, immer der kantigere Sänger der beiden, scheint sich hier wie auch in anderen Stücken den Geist des Verstorbenen einzuverleiben: Sein Gesang ungewohnt behutsam, die Gitarren melodischer als sonst. „Did She Overtake You“ wiederum, ein Song, den Forster in den 90ern schrieb, ist in seiner violinenumspielten Holprigkeit ein Schlenker zum 1986er Meisterwerk liberty belles,the buck diamond express. Das erhellende „Let Your Light In, Babe“, eine weitere gemeinsame Komposition in OCEANSAPART-Tradition, spiegelt die geniale Verbindung der beiden am stärksten wider. Am Schluss das wohl beste Beispiel für die Gabe Forsters, ein Drama beiläufig klingen zu lassen: „From Ghost Town“, seine Ode an Grant McLennan, ein einfühlsamer Erklärungsversuch für den Tod mit dem schönen Fazit: „What they made for a thousand years it will not fade.“ Forster ist ein vielschichtiges Album gelungen: die Geschichte der Go-Betweens als Lied-Sammlung, ein eigenständiges Forster-Werk sowie ein Tribut an seinen Freund. Und ein Verspechen, dass es weitergeht mit dieser großartigen Musik.

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